Schaffhausen (Transkription Nr. 1027)

Schulort Schaffhausen
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1456, fol. 68-70
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Schaffhausen
Distrikt 1799: Schaffhausen
Agentschaft 1799: Schaffhausen
Kirchgemeinde 1799: Münster, Schaffhausen
Ort/Herrschaft 1750: Schaffhausen
Kanton 2015: Schaffhausen
Gemeinde 2015: Schaffhausen
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Schaffhausen, Collegium Humanitatis, erste Klasse (Höhere Schule/Lateinschule, Knabenschule, reformiert)
15.03.1799

Beanthwortung der Fragen, über den Zustand der Schulen.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.dIn welchem Distrikt?
I.1.eIn welchen Kanton gehörig?
I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.
I.4.bDie Entfernung eines jeden.
II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?
II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?
II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?
II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?
II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?
II.9Wie lange dauert täglich die Schule?
III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?
III.11.bWie heißt er?
III.11.cWo ist er her?
III.11.dWie alt?
III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.fWie lang ist er Schullehrer?
III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?
IV.13.bWie stark ist er?
IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?
IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15Schulhaus.
IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?
IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?
IV.16.B.eKirchengütern?
IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.gLiegenden Gründen?
IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Fliesstextantworten
Gesamt

Seit dem Jahr 1781. ist mir das Lehramt in der ersten Class der lateinischen Schule, womit auch das Cantorat in unserer Hauptkirche verbunden ist, anvertraut worden. — Ein Knabe, der in diese Class aufgenommen zu werden verlangt, sollte fertig deütsch u: latein lesen könen, welches aber ein seltener Fall ist. Alle Frühjahr werden Knaben von 7 biß 8 Jahren darinn aufgenohmen. Jhr Lehrunterricht ist folgender: Zweymahl in der Woche wird ein Kapitel aus dem N. Testamen mit denselben durchlesen. Eben dieses geschieht auf gleiche weise mit dem H: Catechismo. Auswendig lernen die Schüler zu denen Fragen, die ausgezeichneten Sprüche biß zur 30ten. Fr:
Deütsche Sprache. Hier ist es bloß um Grammaticalische Kentniß, u: zwar nicht so wohl dieser Sprache besonders, als viellmehr um grammaticalische Kentniß Begriffe überhaupt zu thun. Der Grund dazu wird gelegt, daß man die Anleitung zur Erlernung der deütschen Sprache mit Jhnen durchgeht: dann nehmen die Schüler das in Winterthur herausgekomene Lehrbuch für die Jugend zur Hand, u: lesen einige Stüke, dann {hier} muß der Schüler, die Wörter ausheben, welche Beyspihle deßen abgegen was vorher in der Anleitung vorgekommen; vorausgesezt, daß Jhnen von dem Lehrer schon öfters ist begreiflich gemacht worden,was ein Hauptwort, Beywort, Zeitwort etc. sey, u: woran man solche erkennen köne.
||[Seite 2] Lateinische Sprache. völlig auf den gleiche Fuß verfahrt man mit dem lateinischen, wo wiederum das durchgehen der Elemente den Anfang macht: Und allemahl das durchgangener darauf in Gedikens lat: Lehrbuch geübt wird. Hier müsen die Schüler nicht übersezen, sonderen der Lehrer gibt denselben eine Wört: Übersezung von dem, was gelesen wird. Die Knaben müsen uns die partes oratimis aufsuchen, zu neuen, zu declinieren, u: zu conjugieren wißen. Aus Cellari Wörterbuch lernen sie in meiner Class die Primitive der 1sten 100 Seiten auswendig u. zwar so, daß dieselben antworten könen, man mag deütsch oder latein fragen. Dieses Wörterbuch wird auch noch als Lesebuch behandlet, dann fragt der Lehrer bey einem jeden Wort nach dem Genus der decl: u: Conjugation, u: last sie bald dieses bad jenes Wort Flectieren. Jn der Woche bin ich verbunden alle {Tag} 4 Stunden unterricht zu geben, worunter ich aber 4 Stunden in der Woche den Schüleren der übrigen Classen unterricht in Kirchengesang widmen muß. 3 Mahl des Sontags u: in der Woche einmahl muß ich das Gesang in unserer Hauptkirche führen. — Jn meiner früheren Jugend war ich fest entschloßen, die Theologie zu studiern: da ich aber meine Studien in meiner vatterstatt vollendet hatte; u: ich auf eine Academie gehen wollte; so wurde mir von seiten des K. Raths Winke gegeben, hier zu belieben, u: diesen Posten abwerten, weil mein Vorgänger ein schwächlicher abgelekter Mann wäre, um denselben in seinen Arbeiten unterstüzen zu könen. Jch folgte dem Ruf meines Oberen. Ein Jahr darauf bekam ||[Seite 3] mein Ateceser einen Schlagfluß, u: ich übernahm seine Arbeiten. Bald darauf stellte er mir die Unmöglichkeit vor, mich nach verdienen belohnen zu könen, weil er diesen Posten ohnehin noch nicht lang bekleidete. Er sagte mir, daß er diesen Posten zu Gunsten meiner ich resignieren wollte, wann ich mich dazu verstehen würde, Jhm so lange er noch lebte, die Einkünfte zu laßen. Jch verstand mich gern zu diesem Vorschlag, weil fast jederman vor gewiß annahm, daß dieser Mann keine zwey Jahr mehr leben köne. Alein ich verrichtete diese Geschäffte #elf## eilf ganzer Jahre ohnentgeldlich. Nun aber stellte {ich} meine Lage dem kleinen Rath vor, daß ich nemlich auf diese weise mein weniges vermögen gar verzehren, u: zulezt in dem Falle komen könte, mit meinem Weib u: Kinderen zu darben. — Nach einer halb stündigen Berathschlagung, wurde mir dann erröfnet, daß meine Gnädigen Herren mir vor die bisdahin so treü geleisteten dienste, den Hochoberkeit: dank bezeügten, u: mir vor die 11 11 Jahre lang ohnbelohnten Arbeiten mir Honoranz von 12 Mutt Kernen, u: 80 fl. zuerkant hätten. Nach verfluß eines Jahrs erschien dann entlich der erwünschte Zeitpunkt, wo ich auch wußte, vor was ich arbeitete: die Nuziessung dieses Postens nahm vor mich erst im Jahr 1793 den Anfang, u: die damit verbundenen sauren Arbeiten hab ich schon im Jahr 81 übernohmen. Mein Vorschlag besteht gegenwärtig in 5 Kinderen. - Rükschlag wenigstens 2000 fl. in den Jahren, wo ich ohne von jemandem belohnt zu werden, trent treülich gearbeitet habe. — Mein Einkomen als Praceptor beziehe besteht an Kernen 15 Mtt. Roggen 5 Mtt: Holz 12 Klft: Wein 10 Saum, Geld 69 fl. 12 xr. {u: einer Wohnung.} vor das Cantorat beziehe ich 3 Mtt. Kernen 6 Mtt Roggen, 2 Saum Wein, u: dieses aus dem Closter Allerheiligen. Dieses ist kürzlich dasjenige, was ich dem würdigen B: MINISTER auf die Fragen zu beantworten habe.

Unterschrift

Leonhard Deggeller Alt 41 Jahr Schaffhausen den 15th Merz 1799

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