Knonau (Transkription Nr. 1318)

Schulort: Knonau
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1471, fol. 310-313v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Zürich
Distrikt 1799: Mettmenstetten
Agentschaft 1799: Knonau
Kirchgemeinde 1799: Knonau
Ort/Herrschaft 1750: Zürich
Kanton 2015: Zürich
Gemeinde 2015: Knonau
In dieser Quelle werden folgende 3 Schulen erwähnt:

FREYHEIT GLEIHHEIT.
DIE VERLANGTEN FRAGEN ÜEBER DEN SCHULZUSTAND AN JEDEM ORTE! Werden von dem Schulmstr. des Ganzen Kirchgangs zu Knonau auf volgende weise beantwortet.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Ein Dorf! Und heißt Knonau — mit Zwey Weiler, oder höfen, die einer Links der ander Rechts ligt, zu jeden gehört nach ein hoff. Und macht zusamen eine Ganze Kirchen Gemeine Aus, hat 1. Pfr. 1. Agent, Und 1. Schulmstr.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Ein Dorf! Und heißt Knonau — mit Zwey Weiler, oder höfen, die einer Links der ander Rechts ligt, zu jeden gehört nach ein hoff. Und macht zusamen eine Ganze Kirchen Gemeine Aus, hat 1. Pfr. 1. Agent, Und 1. Schulmstr.

I.1.d In welchem Distrikt?

Zu Metmenstetten, KANTON ZÜRICH.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

jm Dorf sind 58. Haushaltungen in 33. Haüser. jm 2. Kreiß Ligen die 2. Weiler mit ihren höfen 20. Haushaltungen in 14. Haüser.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Utenberg und stiegenbühl. Baregg — Buch.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

24. Mehr u. weniger.

I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Drey! 2 Haubt Schulen 1. Nebend schule
1. Maschwanden
2. Metmenstetten
Haubtschulen
3. Ürzlikon 1. Nebendschule
jede 1/2. Stund weit
Ein Nebenschul zu Weil, oder Rumeltiken 1/2 Stund weit, gehört zu Kahm, Distrikt Zug Canton Waldstätten.
jnnert einer Stunde im Umkreiß ligen sonst Keine

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Guth Buchstabieren Sillabieren und Lesen. Die anfangs-Gründe zum Schreiben! Von 1785 bis 1795. Wurde kein Kind der Altagschul entlaßen von beyden geschlechten, bis es fertig auswendig schreiben konte: Von da an fieng es an abnehmen, weil der Pfr nur auf vil auswendig lehren sahe, und was zur Religion diente, so bald sie dieses konten wurden sie der Schul entlaßen, Zum Grösten Schaden; wan der Grund geleget war, so hörte Mann auf Bauen.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

jm Winter von Martini bis anfangs April alletage jm Sommer alle wochen 2. Tag Montag u. samstag. Am Sontag die größeren Kinder 1 1/2. Stund vor der Kinderlehr, durchs ganze jahr.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Täffeli Nammenbüchli, fragstükli Lehrmeister Zeügnußbuch, Psalter, das Neüe Gesangbuch, Joh: Hübners Historienbuch, u. Testament mit Osterwalds auslegungen Dieses sind die Täglichen Lehrbücher, diese Bücher sind alle von der gleichen Auflag für alle Kinder im hinlänglicher Anzahl von der Gemeine Neü angeschafft worden jedes hat seine Numero und bleiben jmmer in der Schul. — Zum auswendiglehren sind, des Hr: Wasers u. Zieglers Bett-büchli. Nebst dem festbüchli.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Der Schulmstr. Gibt sie bis dahin ohnentgeltlich sie enthalten Sprüche der H. Schrifft, Nebst klein und großem a.b.c. und Zahlen. am End des Winters Macht jedes Kind eine Prob-Schrifft auf das Examen da dan jedem zur aufmunterung von 2. bis 8. ß. gegeben werden, die Kleinen so nach nicht schreiben bekommen jedes 1. ß. aus dem Kirchenguth.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

||[Seite 3] jm Winter 6. Stund von 8. bis 11. Uhr, von 1. bis 4. Uhr.
jm Sommer 5. Stund von 8 bis 11. Uhr, von 1. bis 3 Uhr.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

ja alle in 8. Haubt Classen, dan ist offt nach eine Class in 2. 3, vertheilt, je nachdem die fähigkeiten es erforderen.
Es ist ein Großer vortheil, Sonderheitlich wenn Mann die Gleichen Bücher hat wie wir es haben.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Der so geheißene Convent vom Gestlichen u Weltlichen Stand in Zürich! Wer lust hatte und sich getraute die probe auszuhalten wurde zugelaßen.

III.11.b Wie heißt er?

Heinrich Grob ein Sohn eines Bürgers dieser dorfgemeine Knonau;

III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?

Konftigen Aprill 35. Jahre

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Ein Weib aber nach keine Kinder.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Könftigen May 14. Jahr.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Anfangs half er seinem vater Güter Arbeiten, Als er aber Wünschte, nehrers zu erfahren, kam er zu einem Kauffman, Daß er vast alle wochen auf Zürich, Luzern und andere Orte hinreisen Mußte, um helfen die geschäffte besorgen. Worauf es im 21. jahr seines alters die probe nebst 2. anderen ablegte! Und Einhellig zum Schulmstr gewählt wurde.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Keine Offenlichen; jm Winter war Neben der Schul nicht vil zeit, er Mußte das Holz so die Gemeine geb zur schul Scheiten, Heizen, die Schulstuben in Reinem stand erhalten, war Zimlich weit von seinen Wohnhaus entlegen, dem Pfr. bericht von der Schul abstaten vorschrifften machen u.s.w. — jm Sommer etwas Pflanzen bald diese, bald jenne arbeit.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

||[Seite 4] jm Ganzen Durchschnit jahr in jahr 60. Kinder, Mehr und weiniger Knaben 32. Mädchen 28. 60. Kinder alletage.
Repetier- Schuler am Montag 50. Kinder,
NB: hierbey ist zu bemerken, daß offt mehrern in der Repetier-Schul sind, beyde Schulen haben zusammen von 14. jahren an. — von 106. Bis 102. Kinder gehabt
Also im Winter altagschuler 60. und darüber

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

jm durchschnit 40. auch schon Mehrern u. Weniger Knaben 20. Madchen 20. Summa 40. Kinder

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Jst Keiner.

IV.13.b Wie stark ist er?

Aus dem Kirchen, Armen, und gemeind Guth.

IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Jst auch Keines, Jst eine Frey Schule

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Jst ein Altes sehr baufalliges, kan aber niemand Darinn wohnen, hat nur eine Stuben um die Kinder darin zulehren.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

jm Gemeindehaus.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Sie wird aus dem Kirchenguth Unterhalten, die Ganze Kirchen gemeine gibt das Brenholz darzu

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

32. fl. an geld für die Winterschul
15. fl. an geld für die Somerschul
aus dem Kirchen guth Knonau
3. fl. Aus dem Armen Guth zu Knonau
2. fl. 20. ß. aus dem Gemeind Guth Knonau
Summa 52. fl. 20. ß.
1. Müt 2. viertel Kernen aus dem Kirchen Guth Knonau der Müt a 5. fl. gerechnet.
Macht Zusamen Summa 60. fl in allem.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?

32. fl. an geld für die Winterschul
15. fl. an geld für die Somerschul
aus dem Kirchen guth Knonau
3. fl. Aus dem Armen Guth zu Knonau
2. fl. 20. ß. aus dem Gemeind Guth Knonau
Summa 52. fl. 20. ß.
1. Müt 2. viertel Kernen aus dem Kirchen Guth Knonau der Müt a 5. fl. gerechnet.
Macht Zusamen Summa 60. fl in allem.

IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 5] ANMERKUNGEN
Es ist Schade, daß die Kinder so früh der alltagschul entlaßen werden. Es ist Schade, daß die Kinder so vil müßen auswendig lehren, daß sie nachher wieder vergeßen, Und nicht auch beßer Schreiben Schrifften lesen u Rechnen.
Es wäre sehr guth u. wurde bey alten u. jungen mehr freüde erweken, wen in der altagschul, das Fundament zum Zeitlichen wie zum ewigen geleget wurde: Unter meiner Amtsführung, ist zwar das Schreiben zimlich wohl gelehrt worden, so daß kein Kind, weder Knaben nach Mädchen entlaßen worden, bis es fertig u. Recht auswendig schreiben konten, bis anno 1796. von da an fieng es an abnehmen, von jahr zu jahr, so daß wenn der Schule nicht mit Ernst aufgeholfen wird, nach u. nach alles verschwindet! Ausgelaßenheit u. Ungehorsamme nimmt jmmer zu, Lauheit u. Eigensinn viler Elteren sind die Haubt ursach, jeder wil befehlen, aber wenig thun, die aus gelaßenheit u. Trägheit hat diß jahr sehr zugenohmen, aber der Schullehrer wurde Schwach Unterstüzt, es hieße unter Achsellupfen, gedult! die alten geseze will mann nicht mehr befolgen, u. Neüe sind hier über nach keine da; u.s.w. Und doch wären vile froh wen sie mehreres könten.
Es wurde guth seyn, wen in zukonft kein Kind mehr der Alltagschule entlaßen wurde, wenn es gaaben u. fähigkeiten hat, bis es auch ohne fehler auswendig schreiben, Schrifften lesen, u. alle 5. Species Nebst der Regeldetri in ganzen zahlen Rechnen könte, Man könte füglich die halbe zeit, wo man bis dahin zum auswendiglehren gebraucht hat dazu anwenden, Auf solch weise wurd das Fundament zum geistlichen u. Weltlichen gleich gelegt.
Es ist ein großer Schaden, daß die Sommerschul nicht alletaggehalten wird, ohne die Vakants-Zeit, Heüet, Ernd, u. Herbst.
Es wäre dienlich wenn in zukonft, der Schulmstr auch zur beywohnung gezogen wurde, wenn über Schulsachen gehandelt wird, bey der Municipalität. weil die Meisten glieder wenig kenntniß von der Schulführung haben, auf solche art, wurde das Schädliche eher angeschafft, und das gute befördert werden; Denn wenn mann die sache jedem Glied besonders erklären Muß, So geht es lang, und kommt am ende doch nach wenig heraus.
||[Seite 6] Die Neüe Staatsverfaßung, fordert aufklärung Wißenschafften, Tugend Sittlichkeit Gehorsamme u. Bruder-liebe, Sie Ladet zur veredlung des Menschlichen Herzens ein u.s.w. — Und wen dieses sol unter alle Bürger, u. Bürgerinnen kommen, und so ein Gutes Volk ausmachen so muß es von jugend an eingepflanzet werden.
Darzu sind die primar- Schulen das erste werkzeüg, Und beste, wenn sie wohl eingerichtet werden. — aber doch ist es nicht genug an der guten einrichtung, sonder es ist sehr Nöthig! Daß Sie als eine Staatssache behandelt und unterstüzt werden, durch Weise Schul geseze; weil es jmmer Vil Leüte gibt, die gleichsam Müßen gezwungen werden ihre Kinder zuschiken; Viele sagen es ist nicht nöthig viles zu wißen u.s.w. Andere sind zu Träg oder kennen den Nuzen selber nicht, stellen es den Kinderen Gleichsam frey! Dardurch werden die fleißigen noch verärgert Und wan sie gewachsen sind, wünschten sie, daß {sie} alles Könten. u.s.w.
Personalbemerkungen
Sie Werden finden, Daß meine bisherige einkönfte in 52. fl. 20. ß. an geld, Nebst 1. Müt 2. Vrtl Kernen a. 3: fl. der Müt gerechnet zusamen 60. fl. Ausmachte, Welches mir auf jeden schultag etliche haller und 10. ß. Traf; Wenn Sie die Theüren jahre ins gedächtniß faßen, So wird Jhnen bald vor augen liegen, wie sparsam ich leben Mußte. Eine eigne wohnung Miethen u. holz zum Nöthigsten gebrauch Kauffen, Nahm schon das Meiste weg.
Sie werden leicht sehen, Daß ich das Übrige Brod auf andere weise suchen, Und offt mit Mangel Nächte durch arbeiten, um Ehrlich durch zukommen. 3. Ursachen sind, daß ich nicht schon lange vom posten gegangen!
1. Liebe zur Jugend, und Aufklärung
2. Gemachte Hoffnung, verbeßerung des einkommens wen der alte 82. jahrige Schulmstr sterbe, der jahrlich nach 20. fl. Zoge
3. Sahe ich im Geiste auf die zeiten durch, wo im ganzen die Schulen beßer eingerichtet, ||[Seite 7] Und die Schulmstr auch billich bezalt wurden, Diese in einander verbanden mich, der Schule aus allen Kräfften Treülich vorzustehen, Aber offt thate es mir Leid, Daß ich die Stunden neben der Schul Mußte zu anderem Wiedmen, Daß ich Ehrlich leben Konnte, O! Wie vil Gutes könte ein Schulmstr Neben der Schule in einer gemeine stiften, wenn sein einkommen es gestattete, Alle seine Kräffte, ganz diesen Schulgeschäfften zuwiedmen.
Jch hoffe die zeit sey da, Daß auch sie alle Ehrlich versorget werden, worzu ich alle Höflich Empfehle, mit der versicherung mit meiner Wenigkeit, wiederaufs Neü zu arbeiben am Wohl des Volks, so vil meine Kraffte vermögen. Nebst REPUBLIKANISCHEN Gruß und Hochachtung.

Unterschrift

Jhro! zu diensten stehender Diener Heinrich Grob. Schulmstr.

Zitierempfehlung: