Basel (Transkription Nr. 1470)

Schulort: Basel
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1426, fol. 62-63v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Basel
Distrikt 1799: Basel
Agentschaft 1799: Basel
Kirchgemeinde 1799: Basel, St. Albankirche, Basel, Münster, Basel, St. Peterskirche, Basel, St. Martinskirche, Basel, St. Leonhardskirche, Basel, St. Theodorskirche
Ort/Herrschaft 1750: Basel
Kanton 2015: Basel-Stadt
Gemeinde 2015: Basel
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Basel, 1. Klasse (Höhere Schule/Lateinschule, reformiert)

12.02.1799

Antwort
auf die Fragen über den Zustand der ersten Classe der Stadtschule in Basel. 1799. 2. 12.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Die erste Classe der Stadtschule in Basel wird in einer von den sechs sehr geräumigen, heitern und zimlich wohl eingerichteten Schulstuben des grossen wohlgelegenen Schulgebäudes auf dem Münsterplatze gelehret.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Jn dieser ersten Classe wird gelehrt:
a. Die Religionslehre der Reformirten, nach den Auslegungen der baselischen Theologen und Pastoren.
A. Wäre es nicht besser, wenn die Religionslehre den Kirchenlehrern überlassen würde?
b. Völkergeschichte; in so fern sie eine durch Erfahrungen belehrende Weisheit- und Tugendlehre ist.
c. Geographie; oder gemeinnützige Länder- und Völkerkunde.
d. Die Anfangsgründe der Philosophie; wo die Schüler durch mannigfaltige Fragen über gemeinnützige Dinge im reflectiren, vergleichen und erklären so geübet werden, daß sie
1. zu einer lebhaften Aufmerksamkeit gewöhnet werden,
2. deutliche und richtige Begriffe von den Dingen bekommen.
3. und die vorgelegten Worte oder Fragen auf eine deutliche und bestimmte Weise zu erklären. Beyläufig lernen sie die wichtigsten Gegenstände der Physik und Metaphysik kennen.
||[Seite 2] e. Deutsche Sprachübungen.
f. Die Anfangsgründe der Rechenkunst.
g. Deutsche und französische Calligraphie.
h. Die lateinischen Deklinationen und Conjugationen.
Am Jn der ersten Classe lehren wechselsweise sechs verschiedene Lehrer. 1. der Lehrer der fünften Classe als Religionslehrer wöchentlich 3 Stunden.
2. der Lehrer der dritten Classe hält 4 Stunden im Rechnen und 4 Stunden in der lateinischen Sprache.
3. der Lehrer in der zweyten Classe übet die Schüler im deutsch Lesen oder dictirt etwas wöchentlich zwo Stunden.
4. der Lehrer der ersten Classe lehrt die Völkergeschichte in drey Stunden, die Geographie in drey Stunden, die Philosophie in zwo Stunden, und die deutsche Sprache in fünf Stunden; Überdieß hat er in zwo Stunden die Aufsicht bey den Schreibmeistern; giebt in der zweyten und dritten Classe wöchentlich 3 Lehrstunden über die Völkergeschichte, und drey über die Geographie.
5. Der deutsche Schreibmeister.
6. Der französische Schreibmeister.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Jn der ersten Classe werden täglich sechs Lehrstunden gehalten aus genommen die Samstage, wo nur des Morgens 3 Lehrstunden gegeben werden, und dann auch die Ferien in den Hundstagen und im Herbst.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

1. Seilers biblisches Erbauungsbuch.
2. Baselisches dogmatisches Nachtmahlbüchlein, samt dem mystischen Liederbuch; beyde zum Auswendiglernen.
3. Lateinische Grammatik vom Cellarius.
4. Lavaters Schweitzer Lieder.
5. Kinderfreund und von Rockow.
Ueber die Völkergeschichte und Geographie ist noch kein Lehrbuch öffentlich eingeführt; sondern der Lehrer gebraucht seine eigenen gemachten Aufsätze, welche er nach und nach, um das langweilige dictiren zu ersparen, drucken lässt.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Die Schreibmeister legen den Schülern ihre eigenen schönen Vorschriften vor.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Oben 6 und 1.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?
III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 3] Bisher sind die Schullehrer durch das Loos aus dreyen, welche von der alten Schulregenz nach ihrer Willkür in die Wahl genommen worden, erwählt worden.

III.11.b Wie heißt er?

Der jetzige Schullehrer in der ersten Classe heißt:
Johannes Frey, ein Bürger von Helvetien geboren in Basel.

III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?

im Jahr 1743 den 16 Brachmonats;

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

seit dem Jahr 1774 hat er eine Frau; von seinen fünf Kindern lebt nur noch der Erstgeborne; welcher die Kochkunst gelernt; jetz aber Corporal ist, unter der ersten Helvetischen Legion.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Der Vater wurde Schullehrer im Jahr 1773.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

vorher legte s er sich auf allerhand Wissenschaften, vornehmlich auf das Studium der biblischen Schriften, gab viele Hausinformationen, gieb {hielt} über lateinische und griechische Autoren fünf Jahre lang umsonst Haus-Lectionen, disputirte etlichemahl für den Catheder, hielt viele Predigten.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Neben dem Schulamte wende ich meine Zeit an philosophische Untersuchungen, oder zur Erholung an meine Lieblingsbeschäftigung in electrischen Versuchen, wie auch zum Besuch der öffentlichen Lesegesellschaft, bey welchen ich seit ihrem Ursprung zum Bibliothekar angenommen worden. Ueberdies habe ich viele verschiedene Abhandlungen über allerhand Gegenstände, worunter etliche gekrönte Preisschriften waren, verfertiget, und einige in Druck herausgegeben; unter welchen ein Werkchen: „Auswahl der Lehren und Thaten Jesu“ mir einen grossen und langwierigen Religionsstreit zugezogen hatte.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Jetz sind in der ersten Classe 32, im vorigen Jahre waren es 52 Schüler.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Die hiesige Verwaltung kennt den Schulfond, das eingeführte monatliche Schulgeld besteht aus 2 Franken; jeder von den sechs Schullehrern bekommt davon für seinen Antheil monatlich 48 Franken.
An: Man könnte ohne Unkösten des Staats und der Bürgerschaft dieses Monatgeld sehr leicht erhöhen, wenn anstatt 6 Classen oder sechs Lehrer nur fünf wären; denn in der ersten sechsten Classe giebt es gewöhnlich nur 4-6 Schüler; ? ? diese wenigen Schüler könnten gar wohl in die Studentenschule versetzt werden; Ueberdieß ? {sollte} M{m}it der gemeinnützigen Stadtschule sollte {noch} keine bloß für studierende bestimte Classe verbunden seyn.

IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

||[ Seite 4] Das Schulgebäude ist noch im guten Zustande und hat sechs Schulstuben.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

An Geld von der Verwaltung 240 Franken.
An Getreide 13 1/2 Sack Kernen.
An Wein. 5 Saum.
kein Holz.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Von der Verwaltung.

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Antwort
auf die von dem Minister der Künste und Wissenschaften vorgelegten Fragen. von dem Lehrer in der ersten Classe der Stadtschule in Basel.

Zitierempfehlung: