Kerns (Transkription Nr. 2150)

Schulort: Kerns
Konfession des Orts: katholisch
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1465, fol. 166-167v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Waldstätten
Distrikt 1799: Sarnen
Agentschaft 1799: Kerns
Kirchgemeinde 1799: Kerns
Ort/Herrschaft 1750: Obwalden
Kanton 2015: Obwalden
Gemeinde 2015: Kerns
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Kerns (Niedere Schule, katholisch)

17.02.1799

Freyheit. Gleichheit.
Kerns den 17ten februar. 1799.
Beantwortung über den Zustand der Schule in Kerns.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Die Schule zu Kerns ist im Dorfe der Gemeinde Kerns; auch gehörig zu dieser Kirchengemeinde, oder Agentschaft. Liegt im Districte Sarnen, gehört zum Kanton Waldstätt.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Bezirke der Häuser, die zu dieser Schule gehören, sind das Dorf Kerns, darinn die Pfarkirche ist, und vier umliegende Gemeindchen, die man hier Flecken nennt. Um die Entfernung der zum Schulbezirke gehörigen Häuser zu bestimmen, werde ich das Hauptdorf sammt den Flecken als einen Bezirk betrachten; dann jeden dieser Flecken wieder besonders bestimmen.
Also liegen in der ersten Viertelstunde im Umkreise 115. in der zweyten 111. und in der dritten 46 Häuser, also zusamen 272 welche zu meinem Schulbezirk gehören.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Jn diesen sind aber vier kleinere Gemeindchen, oder Flecken enthalten. Der nächste stoßt mit den Häusern am Hauptdorfe Kerns an, und die äußersten Häuser davon sind etwan eine halbe Stunde von Kerns, als das ist, von der Schule entfernt. Dieser Flecken heißt Dietried, hat 41 Häuser, und schickt 15 bis 20 Kinder in die Schule. Der zweite Flecken, Halten oder St. Antoni mit Namen, enthält 62 Häuser, kann gar leicht über 20 ja gegen 30 Kinder in die Schule schicken. Dieser Flecken stoßt zwar auch an das Dorf Kerns an, ist aber weitläufig, und die äußersten Häuser etwan 6 oder 8. sind beynahe eine Stunde von der Schule entfernt. Auch ist in diesem Flecken eine Kapelle, in der zwar zu Zeiten Meße gelesen wird, aber kein Kaplan dort ist. Der Dritte Flecken ist Wüßerlen. Da ist auch eine Kapelle ohne Kaplan; doch wird zuweilen da Meße gehalten. Dieser Flecken ist ||[Seite 2] durch ein Gemeingut gänzlich eine halbe stunde vom Dorfe Kerns entfernt und abgesöndert, so daß er der Lage nach ein besonders Dörfchen seyn konnte. Er enthält 44 Häuser, und schickt auch 15 bis 20 Kinder in die Schule. Die äußerste 10 Häuser sind auch fast eine Stunde von der Schule entfernt. Der Vierte Flecken ist Siebeneich 35 Häuser stark. Da sind die weitesten Häuser nur eine halbe Stunde von der Schule. Da ist auch eine Kapelle, mit welcher es sich verhalt, wie mit den vorigen. Kindergiebt es daher etwan 18 in die Schule.
Anmerk. Vieleicht wäre es nicht unschicklich, wenn in einem dieser Flecken eine Schule angelegt würde.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Eine Stunde vom Dorfe Kerns ist auch ein Flecken zu dieser Agentschaft gehörig, St. Niclaus oder Zuben mit Namen. Dieser Flecken stoßt am meisten an obgemelten Flecken Halten. Auch ist ein Kaplan dort der Schule hat. Sonst ist nur noch in der Gemeinde Sarnen eine halbe Stunde von Kerns entlegen, eine Schule, die inner der Entfernung einer Stunde ist.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Mit dem Unterricht ist man hier noch sehr weit zurück. Als ich auf die Pfrumdt kam, traf ich kaum ein Kind an, das richtig buchstabieren konnte; von andern Sprachregeln ist nicht zu gedenken. Es war zuvor gebräuchlich, daß daß die Kinder anfangs übelgeschriebene Namenbücher, und dann Briefe, in denen kaum ein Wort recht geschrieben ist lernen mußten. Gedrucktes zu lernen hielt man beynahe für eine Nebensache, außer daß hier und dort ein Kind das Kristenlehrbüchgen druckt lernte. Jch wollte anfangs die St. Urben Namenbücher einführen, aber verschiedene Hinderniße haben bis dahin mir große Schwierigkeiten gemacht. Doch habe {ich} es dahin gebracht, daß jetzt fast die meisten Gedruckes, zwar zwar im Christenlehrbüchgen, lernen, und auch gehörig buchstabieren. Anstatt der St. Urb: Namenbüchern, nahm ich untedessen andere Kleinere, obwohl fehlerhafte. Und dieß that ich; weil ich sie den Bedürfnissen der Kinder ||[Seite 3] dieses Orts angemeßner fand, und auch wohlfeiler: denn weil ich sie zu kaufen Niemand aufdringen dörfte, mußte ich sie den Kindern verehren, und für eine große Gefälligkeit halten, wann die Kinder es lernten, und ihre Aeltern es gestatteten. Mit dem Lernen schreiben, ist es so bestellt: ich schreibe a b. c d etc. oder Nämen, das ist Wörter, vor, und die Kinder mahlen selbe nach. Lage und Umstände erlaubten es bisher nicht anders.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schule dauerte im Winter täglich 4 1/2 Stunde, im Sommer war nur Vormittag, also nur 2 Stunde Schule.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?
II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Schulleges waren hier noch bisher keine eingeführt.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schule dauerte im Winter täglich 4 1/2 Stunde, im Sommer war nur Vormittag, also nur 2 Stunde Schule.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Eintheilung in Klassen war hier noch unmöglich.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Bis dahin wurde hier der Schulmeister von der ganzen Gemeinde bestellt. So wurde ich vor vier Jahren hier zum Schullehrer angenommen. Mein Name war: Franz Joseph Durer. Das Alter 33 Jahr. Gebürtig aus der Gemeinde Kerns selbst. Meine Aeltern waren Bauern.

III.11.b Wie heißt er?
III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Der erste Beruf den ich hatte, war der Priesterstand. Da habe ich zu erst zwey Jahre in Lucern, ein Jahr zu Freyburg im Uechtland, und die übrigen Jahre zu München in Bayern studiert. Jn München war ich 8 Jahre, wo ich neben meinem Studieren mit Unterrichtung der Kinder mich beschäftigte. Jch blieb dort noch 2 Jahre, da ich schon Priester war, bis ich endlich zur Schulpfrundt nach Hause berufen wurde.
Hier ist auch mit der Schulpfrundt die Organistenpfrundt verbunden, und so andere Verrichtungen im Gottesdienst, die insgemein mit der Organistenpfrundt verknüpfet sind.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Schulkinder giebt es im Winter 70 bis 80 etc., darvon etwan 40 Knaben und 3 Mädchen sind. Jm Sommer 30, davon ohngefähr 18 Mädchen und 12 Knaben sind. Doch ist die Zahl der Kinder immer sehr ungleich. Es kann auch 100 Kinder geben.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)

||[Seite 4] Schulfond ist hier keiner vorhanden. Auch keine G. Schulgelder.

IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

||[Seite 4] Schulfond ist hier keiner vorhanden. Auch keine G. Schulgelder.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Das Schulhaus wird gegen 40 Jahren stehen; also noch zimlich neu. Für die Schule ist ein bequemmes, geräumiges Zimmer zu unterst darinn; auch darinn zu wohnen ists nicht übel. Das schlimmste daran ist, daß es an einem sunftigen Orte steht, und der Boden des Schulzimmers alle 4 Jahre verfault. Deßwegen ist auch das ganze Haus ungesund. Wirklich hat aber die Municipalität verordnet, daß unter dem Boden des Schulzimmers soll ein Estrich gemacht werden. Ob dieses dem Uebel abhelfen wird, muß die Zeit lehren. Ein zweyter Fehler des Schulzimmers ist, daß selbes gar zu nieder ist, nemlich für ein Schulzimmer. Doch weil es sonst geräumig ist, und bequem, so wäre dieses noch zu ertragen.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Bis dahin hat die Gemeind für die Schulwohnung gesorgt. Doch selbe in baulichem Stande zu erhalten, hat jederzeit der Schullehrer auch etwas beytragen müssen.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Da hat der Schullehrer 30 Gulden von der Gemeindkasse. Dann kann er auch zu weinacht mit 3 Knaben , die die drey hl. Könige vorstellen, bey jedem Hause der Gemeinde ein Lied singen, wo man ihm nach Belieben giebt. von diesem Singen wird nach Abzug der dabey gehabten Unkösten, vieleicht dem Schullehrer noch 30 Gulden bleiben. Also wäre der ganze Schullohn ohngefähr 60 Gulden.
Als Organist hat aber der Schullehrer von der Orgel jährlich 60 gl. welches Fond ist. Dann was es von Gedächtnißen in der Kirche das Jahr aus giebt. Auch bey Kindertaufen kann d er Orgelschlagen, dann wird ihm nach Belieben gegeben.
N.B. Solche und andere Verrichtungen, die mit der Organistenpfrundt verbunden sind, sind der Schule nachteilig.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Republikanischer Gruß.
Franz Joseph Durer Priester, Schullehrer und Organist zu Kerns im Districkt Sarnen.

Zitierempfehlung: