Worben (Transkription Nr. 818)

Schulort: Worben
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1429, fol. 175-176v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Büren
Agentschaft 1799: Jens
Kirchgemeinde 1799: Bürglen (BE)
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Worben
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Worben (Niedere Schule, reformiert)

27.02.1799

Antwort auf die Fragen Von der Schule Worben.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Worben ist eine Eigene gemein, Oberworben und Underworben, nebst 3 Häüseren die Trybey genant Kirchgemeind Bürglen, Agentschafft jens, Canton Bern, districktes Büren

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

Die Entferntesten Vom Schulhaus Sind underworben, und die Trybey, Sind aber nicht wohl eine Fiertelstund Von dem Schulhaus Entfernet,

I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

Schulkinder Sind zu underworben in allem 9, in der Trybey Sind 4 Mäglein,

I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.

Die Schul Von Worben ist eine Halbe Stund Von der Schul zu jens Entfernet, Jtem eine Halbe Stund Von der Vom Werthof deßgleichen eine Halbe Stund Von der Schul zu Studen

I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Jn Hiesiger Schul Lehret Man die Kinder wohl buchstabieren Lesen Singen und Schreiben:

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Hiesige winter Schul nimt ihren anfang den 7ten October {winter Mo} und durt biß den 26 Merz Die Sommer Schul wen Kinder komen alle Samstag

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schulbücher die Bibel, den Heidelberger, Psalmbücher und deß Hübners Historien.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Vorschrifften werden den Kindern in kleinen büchlenen gegeben worinnen das ganze A.b.c. nebst andern Vorschrifften

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

die Schul daurt Täglich 6 Stund

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

die Kinder Sind nicht in Claßen eingetheilt

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

jch der Schullehrer Wahr Von der gemeind Erwehlt Vom Pfarrer Wyß zu Bürglen Examiniert Vom Land-Vogt zu Nydau bestätiget

III.11.b Wie heißt er?

jch Heiße Christen Liechti.

III.11.c Wo ist er her?

gebürtig Von Biglen.

III.11.d Wie alt?

||[Seite 2] Bin alt 66 Jahr.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Hab eine Familien Von 6 Kinderen,

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

bin 15 jahr Schullehrer gewesen.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Vorher zu Langiswyl Kirchgemeind Biglen bald 3 Winter in Worben.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

bin meines Berufs ein Leineweber gewesen, und neben der Schul noch.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

jn Hiesiger Schul befinden Sich in allem 54. Kinder, Knaben 20 und Mägdlein 34.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

jn der Sommerschul befinden Sich zu weilen 2 biß 12 Kinder

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Hier zu Worben ist ein bald aufgebautes neues Schulhaus worin eine behausung für den Schullehrer, welches die gemeind Worben Last bauen, das alte ist baufällig und die behausung unbequem

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Der Schullehrer bekomt Von der gemeind 21 Bernkronen Schullohn Samt der Behausung und Etwas Land Für Herd Speis zu Pflanzen, und 1 Fuder brenholz und dornen zum ofen Heizen.
Anmerkung Man Hat mir jederzeit Hoffnung gemacht ich werde aus oberkeitlicher waldung Holz bekomen zum Schulhaus Hab aber bis dahin noch keins erhalten.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Der Schullohn wird Von den Haus-Väteren Zusamen gelegt, Es gibt ein jeder Haus Vater Etwas darzu aber die da kinder in die Schul Schiken Zahlen noch für jedes kind 3 bz. was noch Mangelt für die 21 kronen aufzumachen Schiest eine gemein hinzu Anmerkung, diese einrichtung gefält mir gar uebel ||[Seite 3] 1. Weil geizige Hausväter und auch Arme Hierdurch abgehalten werden ihre Kinder in die Schul zu Schicken nur zu dem end daß Sie nicht für Sie Schaffen müßen 2tens Diejenigen die keine Kinder Haben zu Schiken Vermögen den Schullohn jm allgemeinen So wohl zugeben als ein mit Kindern beladener Hausvater 3 wenn die kinder in der Lehr und underricht Versäümt werden ist es der ganzen gemeind nachtheilig, weil ein ungelehrter dummer Mensch zu keinen wichtigen Sachen Tüchtig ist

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Anmerkung Weil ich wahrgenommen daß biß dahin in den Schulen durch das Viele außwendig Lernen die Kinder in dem nothwendigsten Sind zu Rück geblieben und Versäumt worden dann ich hab wahrgenommen das ungeacht der guten und wohlgeordneten einrichtung bey deß Hübners Historien die kinder ungeacht Sie Selbige Von wort zu wort Hersagen könten oder Nb. auf alle darinn Vorkommende Fragen Richtige antwort geben konten, dennoch wenn ich Sie auf das befragt ob Sie es Verstanden Sie Sollen mir doch Etwas daraus erzehlen, Haben Sie mir nichts wißen zu Sagen. bey diesen umstenden Hab ich mich benötiget befunden in meiner Schul Mehr auf das wohl buchstabieren und wohl Lesen zu dringen, und {wann} in dem Lesen beym aufsagen, eine Histori Oder Etwas bedenkliches Vorkomt, wenn das zu end ist, So Frage ich das kind ob es das Verstanden Habe, es antwortet gewöhnlich nein, dann erzehle ichs jhm So kurz als möglich mit Landsueblichen worten als wenn ich ein Augenzeuge Von der ||[Seite 4] Sach währe, und dene Fordere ich Von jhm ein gleiches zu- Thun, und wenn es nicht kan wie gewöhnlich, So befihle ich jhm wohl auf die Sach zu Merken und beßer zu Lehren. bey einigen ist es bald dahin gebracht, bey anderen geht es Schwerer zu.
Diese Arbeit ist zwar Mühesam und Schwer aber So Mühesam Sie ist So nützlich finde ich Sie. jm übrigen will ich mich gern dem Urtheil deren underwerffen die mehr einsicht Haben.
Der Gnädige Gott gebe zu allen einrichtungen die zum Heil der Seelen und zur beförderung deß gemeinen wolhstands abzwecken glück und Segen Amen

Unterschrift

Grus und Hochachtung Worben den 27tn Hornung 1799. Christen Liechti S L. zu W

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