Stäfa (Transkription Nr. 300)

Schulort Stäfa
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1421, fol. 80-81v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Zürich
Distrikt 1799: Meilen
Agentschaft 1799: Stäfa
Kirchgemeinde 1799: Stäfa
Ort/Herrschaft 1750: Zürich
Kanton 2015: Zürich
Gemeinde 2015: Stäfa
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Stäfa (Niedere Schule, Mädchenschule, reformiert)
18.02.1799

FREYHEIT. GLEICHHEIT. BEANTWORTUNG DER FRAGEN ÜBER DEN ZUSTAND DER TÖCHTERSCHULE, IN DER GEMEINE STÄFA.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Die alteste Schule in der Gemeine Stäfa stehet einsam, nächst der Kirche.

I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Liegt im Bezirk der obern Wacht, und gehört zu dieser Gemeine.

I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Und also auch zur Kirche und Agentschaft Stäfa.

I.1.dIn welchem Distrikt?

Zum distrikt Meilen, und Canton Zürich.

I.1.eIn welchen Kanton gehörig?
I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Die Dörfer, Dörflein und zerstreüte Häüser in der obern und untern Wacht liegen beynahe Zirkulförmig um die Schule, die Äussersten davon im Umkreis einer Viertelstund; jedoch i. c. 10. Haushaltungen, in der obern Wacht, so im Berg liegen und Redlickon heissen, haben etwas über eine Viertelstund.

I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Die in der obern Wacht zu dieser Schule gehörigen Dörflein sind Kählhof, Dorf, Mies und Riedt mit Laubersreüti zusamenhangend; näher bey der Schule liegen einige zerstreüte Häüser, nammlich: alte und neüe Zehendtrotten, Lanzeln, Kapfgaß. Jn der untern Wacht heißt das größte Dorf Öticken samt dem Spittel, Oberhausen mit Kerngert u. Haßlenbach: Grund, Grundhalden und Binz zusamenhangend.

I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

Die Anzahl der Kinder, so von jedem Ort her kommen sollten kann ich ohnmöglich anzeigen weil viele der selben Jahre und Tage (einige gar niemahl:) nicht zur Schule kommen: auch wann ich es an Behörde anzeige, nicht angemahnet werden, in die Schule zu gehen.

I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.
I.4.bDie Entfernung eines jeden.
II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Kinder sind in Classen eingetheilt.

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

Jn der Schule wird gelehrt, Buchstabiren, Lesen, der kleine & grosse Catechismi auswendig, und (zufolg der Schlordnung) einige schöne Gebete, Psalmen und Lieder: Schreiben, Singen, Rechnen: auch werden schöne Sittenregeln, Briefe und Conti dicktirt, und anleitung zu der einfachen Buchhaltung gegeben.

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schule wird durch das ganze Jahr, im Sommer und Winter gehalten, nur in der Erndte und Weinlese, ist jedesmal 14. Tage Vacant.

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

Die Schulordnung gestattet nur den Catechismus, Zeügnuß, Psalter, u. Testam. Wasers Schulbüchlein: — Daneben brauche ich, Steinmüllers Lesebüchlein für Kinder. — Zum Dicktiren habe ich: Rosenmüllers erster Unterricht der Religion: Seilers Lesebuch für den Burger und Landmann: Rochow Kinderfr; Federsen Beyspiele zur Weisheit und Tugend. — Durch allzu viele Nachsicht aber, sind wenige Kinder, mit denen man dieses zu üben den Anlas bekommt.

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Die Vorschriften werden von den Kindern bezalt, deren Jnnhalt ist; gute Sittensregeln; Regeln wie sich beym Schreiben zu verhalten; Verse geistr. Lieder.

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schule wird Vormittag 3. Nachmittag etwas über 2. Stunden gehalten.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 2] Das Ex. Coll. in Zürich hat allezeit den Schulmeister examinirt und bestätigt

III.11.bWie heißt er?

Hans Jacob Ryffel ist mein Name.

III.11.cWo ist er her?

Jn der Gemeine Stäfa Burger.

III.11.dWie alt?

Gebohren 1727. also alt 72. Jahre.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

Kinder habe annoch 5. bey Leben; deren ältere Sohn verheürathet, führt unter gleichem Dach die Knabenschule; die übrigen sind ledigen Standes.

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

Von 1778. bis 1792. war ich im alten Schulhaus Lehrer für Knaben und Töchtern, Anno. 1792. war das alte Schulhaus zu 2. Wohnungen, zu einer Knaben und Töchterschule eingerichtet; welch Letztern Lehrer ich (so lang Gott will) noch dato bin.

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Von 1753. bis 1763. war ich verordneter Schullehrer zu Üricken; von 1763. bis 1778. Vicarii meines l. Vaters sel. und von da an sein Nachfolger.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Neben dem Lehramt habe keinen Beruf.

III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)

Jm Winter von Martini Anno 1794. bis Ostern 1795. Eingeschr. 104 Erschienen. größte Zahl. 72 kleinste Z. 12.
von Mart Anno 1795. bis Ost. 1796 Eingeschr. 112 Erschienen. größte Zahl. 72 kleinste Z. 24.
von Mart Anno 1796 bis Ost. 1797 Eingeschr. 100 Erschienen. größte Zahl. 67 kleinste Z. 12.
von Mart Anno 1797 bis Ost. 1798 Eingeschr. 100 Erschienen. größte Zahl. 70 kleinste Z. 8.
von Mart Anno 1798. bis dto Eingeschr. 92 Erschienen. größte Zahl. 49 kleinste Z. 10.

III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)

Jm Sommer, von Ostern Anno 1795. bis Martini dto. Eingeschr. 127 Erschienen. größte Zahl. 82 kleinste Z. 71.
von Ostern Anno 1796 bis Martini dto Eingeschr. 112 Erschienen. größte Zahl. 70 kleinste Z. 30.
von Ostern Anno 1797 bis Martini dto Eingeschr. 131 Erschienen. größte Zahl. 84 kleinste Z. 50.
von Ostern Anno 1798 bis Martini dto Eingeschr. 112 Erschienen größte Zahl. 79 kleinste Z. 30.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?

Über diesen Abschnitt werde, so viel mir in Wüssen, bey No. 16. anzeigen.

IV.13.bWie stark ist er?
IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?
IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Jn denen Wochen so die Kinder in der Schule erscheinen, bezalt jedes Wochenlich 1/2 Batzen wie schon vor 150 Jahren üblich ware; auch im Winter etwas für das Holz.

IV.15Schulhaus.
IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?

Das alte Schulhaus ist, wie schon bemerkt, Anno 1792. zu 2. Wohnungen und zwey Schulen eingerichtet worden.

IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Mein fixes Ein kommen war bis har 2. Mütt Kernen, aus dem Amt Reüti 3. Mütt dto, von der Gemeind, aus dem Einsidler Zehend. 1. Eimer Wein, aus dem Amt Küßnacht; ohngefahr 1/8. Juchart Land, von geringem Ertrag.

IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?
IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?

Mein fixes Ein kommen war bis har 2. Mütt Kernen, aus dem Amt Reüti 3. Mütt dto, von der Gemeind, aus dem Einsidler Zehend. 1. Eimer Wein, aus dem Amt Küßnacht; ohngefahr 1/8. Juchart Land, von geringem Ertrag.

IV.16.B.eKirchengütern?
IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.gLiegenden Gründen?

Mein fixes Ein kommen war bis har 2. Mütt Kernen, aus dem Amt Reüti 3. Mütt dto, von der Gemeind, aus dem Einsidler Zehend. 1. Eimer Wein, aus dem Amt Küßnacht; ohngefahr 1/8. Juchart Land, von geringem Ertrag.

IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Sie werden (verhoffenlich) aus diesem Raport, besonders aus Numero 12. leicht einsehen, wie gering ein Schullehrer besoldet, da die Wochenlisten klahr zeigen, daß die Anzahl der Kindern sich mehrere Wochen der wennigern als der mehrern Zahl nahen so, daß ein ehrlicher Mann sein Auskommen dabey nicht finden kann: deßwegen habe Zu Jhrer Gerechtigkeits-Liebe das volle zutrauen; Sie werden auf Mittel bedacht seyn, daß ein Mann bey so wichtigem Beruf, auch sein ehrlich und nöthiges Auskommen finden könne. — Womit nebst höfl. Gruß und Achtung sich empfihlet

Unterschrift

Stäfa, den 18ten Hornung Anno 1799.
Hans Jacob Ryffel Schulmeister

Zitierempfehlung: