Horgen [Horgenberg] (Transkription Nr. 27)

Schulort Horgen [Horgenberg]
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1421, fol. 10-12v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Zürich
Distrikt 1799: Horgen
Agentschaft 1799:
Kirchgemeinde 1799: Horgen
Ort/Herrschaft 1750: Zürich
Kanton 2015: Zürich
Gemeinde 2015: Horgen
In dieser Quelle werden folgende 5 Schulen erwähnt:

1 Local Verhältniße Der Schul am Horger-Berg

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.

Der Nam des Orts, Heisst Horgerberg, auf dem Oberhoff

I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Jst ein Becirk oder Wacht, die in Circa etwa 45 Haüßer in einer zimlich weiten Zerstreüung enthält.

I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Es ist keine Gemeinde

I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Sie gehört zu der Kirch-Gemeind Horgen.

I.1.dIn welchem Distrikt?

zum Distrik Horgen.

I.1.eIn welchen Kanton gehörig?

Jm Canton Zürich.

I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Die entferntesten Haüßer sind auf eine Halbe Stund, Jnnert der 1sten viertel Stund befinden sich 28 und Jnert der 2ten. viertel Stund 17. Haüßer.

I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

a Jnnert dem Umkreiß der 1ten. viertel Stund liegen Ober Hoff, Morschwand, Maurenmaaß, Stängleten, Tablaten, Würrenbach, Büehl, Unter Hauß,
b Jnert des Umkreißes der 2ten. viertel Stund liegen Unter und Ober Silwald, Hinder Tablaten, Hinderhalten, Haüßli, Hinderweidenbach, Estthürli, Breite, Näf, Klaußen u. Weidenbach.

I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

der 1te Unkreiß hat 63 Kinder
der 2te Unkreiß hat 57. dito

I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.

a Horgen eine Starke Halbe Stund.
b Arn eine ringe Stund.
c Hirzel eine Starke Stund.
d Oberrieden eine Stund.

I.4.bDie Entfernung eines jeden.
II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Kinder sind in 2 Claßen eingetheilt, Namlich in die kleineren und Jüngern alltag Schüller — und ¢307¢¢ in die Größern so genante Repetier Schüller, welche bereits leßen — schreiben — Psalmen — Gebäte und Lieder aus dem Gedächtniß hersagen können, und die Repetier Schul besuchen müßen. ¢309¢¢ ¢308¢¢ Neben dießem werden auch im Winter die Nacht: Und im Sommer an Sontagen die Morgen und Abend-Schullen gehalten, die dan zum singen, Schreiben und geschriebens zu lehren bestimt sind, welche von den größern so genanten Repetier Schüllern, zwar aber von einen kleinen Theil besucht wird. ¢/307¢¢ ¢/308¢¢ ¢/309¢¢

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Es wird gelehrt: Buchstabieren, Leßen, Schreiben, singen, auch rechnen, & auswendig lehrnen. Gebäte, Psalmen, und geistliche Lieder nebst dem Catechißmus

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schul wird Somer u. Winter gehalten

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

Die Schulbücher sind: Nammenbüchli, Lehrmeister, Zeügnißbuch, Psalmenbuch, Testamentbuch, Waßerisches Schulbüchli, Predigbücher getrukte u geschribne, auch allerhand Schrifften

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Die Vorschrifften werden den Kindern, nachdem sie die ersten Anfänge im Buchstaben schreiben gemacht, zum Läßen vorgelegt, und nachher zum nachschreiben übergeben, auch entlich fleißig Corrigiert. Deren Jnhalt Bibbelsprüche, Geschichte, Geistlichelieder, und Historien sind.

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schul daurt Täglich 4. bis 5. Stund,

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 3] Ein Schullehrer wurd bisher bestelt, von dem ExaminatorCollegio in Zürich — auf Empfehlung und Anzeig der Pfarrer und Stilständern des Orts der vaccanz

III.11.bWie heißt er?

der Nam war Hs Jacob Leütold

III.11.cWo ist er her?

am Horgerberg auf Oberhoff.

III.11.dWie alt?

alt 41. Jahr.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

die Familie war ein Frau, ein Töchterli u ein Söhnli

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

Schullehrer war ich, seith Anno 1781.

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Alhier war ich vorher, der Beruf war Güter Arbeit.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Neben dem lehrbruf waren meine Verrichtungen nichts Als ein wenig auf den Gütern schaffen

III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Die Anzahl der Kinder so in die Schul komen ist 30-35. darvon aber offt nur die Hälfte gegenwärtig war

III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)

Es kommen ungefehr im Winter u im Sommer Gleichvil Es waren etwas mehr Knaben als Töchtern

III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?

Schulfund. dergleichen ist nichts verhanden

IV.13.bWie stark ist er?
IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?
IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Schulgeld nichts als der Wochen vom Kind 1. ß.
¢308-600¢¢ Von Sing u Schreibschul an den Sontagen zalt ein Kind für 1/2 Jahr 10. ß. ¢/308-600¢¢

IV.15Schulhaus.
IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?

Schuhlhauß ist keins

IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Auch nicht eine Schulstube

IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

Auch kein Haus Zins

IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Jch muß die Schul in meinem Haus haben

IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

||[Seite 4] Das Einkommen an Gäld, vom Hießigen Orts Sekelmstr 68. lb An Getreid, Wein und Holz nichts

IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?

Schulgeld weis ich keins weder was oben gemelt, vom Kind der Wochen 1. ß und ¢308-600¢¢ von Sontag Schullen vom Kind 1/2. Jahr 10. ß. ¢/308-600¢¢

IV.16.B.cStiftungen?

An Stiftungen nichts

IV.16.B.dGemeindekassen?

aus Gemeinds Kaßen nichts

IV.16.B.eKirchengütern?

Aus dem Kirchengut 11 lb. 15 ß.

IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?

Zusamen geleges Gäld, keines

IV.16.B.gLiegenden Gründen?

Liegende Gründe, keine

IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)

Aus dem Schulfond zu Zürich 8 lb.

Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 5] Bemerkungen
Bürger Minster — Da es nun erlaubt ist seiner Angelegenheit bey dießem Punkt zubemerken, so kan ich nicht unterlaßen über folgendes, mich zu vernehmen zulaßen, also des erstern halben
Wen Sie die Beantwortungen durch gehen, so werden Sie Hoffentlich bemerken, daß ich Hier das ganze Jahr dieße Schul muß Halten. Sie werden aber auch sehen, wie in Rüksicht auf das ganze Jahr das Jntresse so erstaundlich klein und sehr gering ist, Jndeßen ich die Zeit darbey muß zubringen, wie der wo 100 Kinder, dan aber ein ungleich beßers Jntresse Hat. Freilich weis ich wohl daß die Bemühungen, bey einer Größern Schul, mehr ist als als bey einer Kleinern. Unterdeßen braucht ein Jeder Nahrung und Deke.
Auch weis ich daß mehrere Talent mehreres Gewünnen und verdienet. aber wie ungefreüt, wie traurig ist es bey einer Arbeit, sonderheitlich wenn sie nach schwehr und vertrießlich ist, Nichts oder schier nichts zu verdienen, Zwaren weis ich wohl daß mir vieles mangelt, ich weis aber auch was ich thun solte, und was Pflicht were zu thun, aber ein Mensch der nicht Mitel hate, und darbey einen schlechten täglichen Verdienst, muß manches Schönes seyn laßen, um seine Haüslichen Geschäfte zubestreiten — Wenn ich also Hoffen könte dießes Dienstli Künfftig hin zubehalten, so Hoffete ich Zuversichlich, und wünschte Herzlich, ein etwas beßeres Einkommen als bis dahin zubekommen.
||[Seite 6] Zweite Bemerkung
Für das 2te ist zu bemerken, dass Hier an dießem Ort kein Schulhaus, auch nicht die mindeste Gelegenheit ist, für die Schulkinder, welches auch sehr schlecht, da offt der Lehrer und die Kinder an ihrem Thun {gehindert} sind, und Manches mit weniger Andacht gethan wird. Sonderheitlich ist es dennach schlecht, und unkommod, da ich die Stube wo die Schulle ist, mit meinem Bruder muß Gemein Haben, und nach andere Arbeit muß gethan seyn. So wunschte ich nun auch in dießem Stuk eine Beßere Gelegenheit zuhaben, wenn es möglich were.

Unterschrift

Jhro getreüer B. Jacob Leütold

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