Zürich (Transkription Nr. 262)

Schulort Zürich
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1471, fol. 222-225
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Zürich
Distrikt 1799: Zürich
Agentschaft 1799: Zürich
Kirchgemeinde 1799: Zürich, Grossmünster, Zürich, Fraumünster, Zürich, Predigern, Zürich, St. Peter, Zürich, Heiliggeistkirche, Zürich, Kreuzkirche
Ort/Herrschaft 1750: Zürich
Kanton 2015: Zürich
Gemeinde 2015: Zürich
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Zürich, Niederdorf (Niedere Schule, reformiert)

Beantwortung der vorgelegten Fragen über den Zustand der Schulen insoweit sie die Schule im Niederdorf an der Untern Badergaß betreffen von Bürger Leonard Reütlinger. Praeceptor der Haußschule daselbst.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.dIn welchem Distrikt?
I.1.eIn welchen Kanton gehörig?
I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.
I.4.bDie Entfernung eines jeden.
II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Ja, in 3. Claßen.

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Lesen, Buchstabieren, Schreiben.

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Sommer und Winter.

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

das sogenannte Lesebüchli für Anfänger; Wasers Schul u: Hausbüchli, Steinmüllers Lehrbuch.

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Bis dahin sind solche von den Schullehrern selbst verfertigt worden.

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

Mit den Nachtstunden täglich 6. Stunden.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Die ehemaligen sogenannten Obersten Schulherren.
Nach vorhergegangner genauer Prüfung.

III.11.bWie heißt er?

Leonard Reütlinger.

III.11.cWo ist er her?

Aus der Stadt Zürich.

III.11.dWie alt?

45 1/2 Jahr.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

Ein Weib, 2. Kinder.

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

15. Jahr.

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

||[Seite 3] Allezeit in der Stadt.
von Jugend auf hatte er sich diesem Beruf gewiedmet.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Gar keine.

III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

25. nemmlich
Knaben. 15.
Mädchen. 10.
[Summa] 25.

III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?

Ja!

IV.13.bWie stark ist er?

Anno 1769. ware er fl. 1300

IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?

Weiß nicht?

IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Nein.

IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Ja! alles Fronfasten von jedem Kind 15. xr.

IV.15Schulhaus.
IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?

Jst keins

IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Ja! Jn meinem eigens darzu gewiedmeten u: angekauften Hause.

IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

||[Seite 4] Ja! aber alle 7. Schulmr. gleichviel, sie mögen von der Gemeinde gestiftete Schulstuben besizen oder nicht!
42. fl.

IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Jch allein.

IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

an Geld. 142 lb.
Getreide. 10. mt. 2. vrt:
Wein 8. Emr.
Holz. 2. Klftr.

IV.16.BAus welchen Quellen? aus

Aus dem Obmann Amt.
Aus dem Studenten Amt.
Aus dem Sihl Amt.

IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?
IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?
IV.16.B.eKirchengütern?
IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.gLiegenden Gründen?
IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 5] Noch einige Bemerkungen, und dann noch einen Wunsch seyen mir erlaubt, beyzufügen.
von meinem 12.ten Jahre an hatte ich mich dem Unterrichte der L. Jugend, und Gott sey Dank mit gesegnetem Erfolge, gewiedmet; Anno 1784. ward ich als Vicarius der Schule in der Fraumünster Gemeinde erwehlt, auch da schon hatte ich das Mißgeschik, kein eignes Schulgebaüde zu bekommen, und ware also gezwungen für 74. fl. jährlichen Hauszins ein Wohn- u: Schulzimmer zu mieten.
Anno 1789. hatte ich den Wunsch geaüßert, wieder in meine L. Gemeinde (wo ich neben meinem L. seligen vater lange gearbeitet, der auch in die 30. Jahr Schullehrer war) als Schullehrer aufgenohmen zu werden, welches dann die damahligen Herren obersten Schulherren gar gern genehmiget, sint dieser {Zeit} bin ich als öffentlicher Schullehrer bey der Prediger-Gemeinde gestanden. Jn dieser Reihe von Jahren hatte ich erstaunliche Mühe, ein dem Jnstitut gemäß, bequeme und geraümige Schulstube und Wohnung zu bekommen, weil jeder Eigenthümer einen Ekel hat, eine Schule in seinem Hauß zu haben.
Anno 1792. hatte ich das leidige Schiksal, wo ich als Besteher eines Wohngemachs in dem Haus, welches anjezo mein Eigenthum ist, in einem halben Jahre wieder wegziehen sollte, eine Last von 3400. fl. (ohne die Bau Umkosten, welche annoch 7. bis 800. fl. betrugen) ohne das mas die alte Regierung, als ein mir schäzbares Ge- ||[Seite 6] schenk (200. fl.) an die Bau Auslagen beyzutragen Gnd: geruheten, zu übernehmen, weil nirgends thätige Hilfe bey dieser Gemeine zu finden ware, welches mich als einen unbemittelten Mann mit einer Haushaltung bey geringem Einkommen von fl. 211. sehr schwer ankommt.
Zudem kommen noch eint und andere Umstände {Z. E. die Armen-Schul, die vielen Lehrer und Lehrerinnen, die schlechte vierteljährige Besoldung der 15. xr. von den Eltern.} in Betrachtung, welche mich nöthigen, den Wunsch zu äußern, daß die jezige Regierung, die mir in vielen Absichten sehr schäzbar und lieb seyn und bleiben wird, gütigst geruhen möchten, aus unsern Schulen sogenannte Frey Schulen zu machen, wo wir bey einem bestimmten Einkommen (ohne von der Willkühr der Eltern abzuhangen) frey und ungehindert unserm Beruf ein Genügen leisten können.

Unterschrift

Reütlinger.

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