Staufen, Schafisheim, Niederlenz (Transkription Nr. 2134)

Schulorte: Staufen, Schafisheim, Niederlenz
Konfession der Orte: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1423, fol. 259-260
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Aargau
Distrikt 1799: Lenzburg
Agentschaft 1799: Staufen, Schafisheim, Niederlenz
Kirchgemeinde 1799: Staufberg
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Aargau
Gemeinde 2015: Staufen, Schafisheim, Niederlenz
In dieser Quelle werden folgende 6 Schulen erwähnt:

14.02.1799

Beantwortung der vom Bürger Minister der Künste und Wißenschafften vorgelegten Fragen über den Zustand der Schulen im Kirchspiel Staufberg.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?
II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?
II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?
II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?
II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?
II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?
III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?
III.11.b Wie heißt er?
III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?
III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Gruß und Hochachtung. Staufberg den 14 Febr: 1799. M. S. Ziegler, Pfr:

Fliesstextantworten
Lokal

Jm Kirchspiel Staufberg, Distrikts Lenzburg, Kanton Argau sind sechs Schullehrer verordnet, je zwey in jeder der drey Gemeinden, Staufen, Schafisheim und Niederlenz, welches Dörffer sind, die alle einen Agent haben.
Jm dorff und Agentschafft Staufen befindet sich die Schule in der Mitte, an welcher sonst Niemand Antheil hat. Die entfernteren Haüser liegen höchstens eine halbe Viertel Stund davon. Lenzburg eine kleine Viertelstund ist die nächst gelegene Schul.
Jm dorf und Agentschafft Schafisheim ist die Schule auch fast in der Mitte des weitlaüffigen Dorfs angelegt. dahin gehöret aber noch der Bethenthaler Hoof, bestehend aus 4. Haüseren und der Heüel Mühle, die gegenwärtig nur 3. Kinder zur Schule schiken, welche Örten jedoch weder entfernt sind, noch anders wohin könten zur Schule verlegt werden. Die Weitesten haben eine Viertelstunde. auf der einten Seiten ist Seon eine halbe Stund, und auf der anderen Hunzenschwyl eine kleine halbe Stund entlegen.
Jm Dorf und Agentschafft Niederlenz, wo eine Jndienen Fabriken ist, die zwar den Einwohnern zu verdienen gibt, aber die Kinder vom Lernen versaümt, wird die Schule auch fast Mitten inne gehalten, hat aber keine entfernete Höfe etc. die, in diesen Schulsprengel gehören. die Haüser, die am Ende des Umkreises liegen, haben blos eine halb Viertel Stund zur Schule. Auf der einen Seiten davon sind Möriken und Holderbank eine halbe Stund, deßgleichen Lenzburg auf der anderen Seiten eine halbe Stund.
Staufen enthaltet 42. Haüser, Schafisheim 94. Haüser, und Niederlenz und 58. Haüser.

Unterricht

Die Pensa in den Schulen jeder obigen Gemeinde sind, Buchstabieren, Syllabieren, Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen, wozu noch das Auswendig lernen, Vorlesen und Erklären hinzukommt. Es soll aber mehr ob dem verständlich Lesen als dem Hersagen gehalten werden. Jm Winter werden von Martini bis ||[Seite 2] auf Maria Verkündung alle Wochentage, und den Sommer hindurch in der Wochen einen Vormittag und Sonntags zwischen der Predigt und Kinderlehr Sommerschule gehalten. Schulbücher, welche in der Schule in der Schule eingeführt sind, sind das Berner Namen büchlein, der Heidelberger, die Lobwaßerischen Psalmen, Gellerts Lieder, Seilers biblische Geschichte und Religionslehre. die Schullehrer schreiben den Kinderen beyderley Geschlechs ihre eigene Handschriften vor, und lehren sie geschriebenes lesen. Endlich sind die sämtlichen Schulkinder in vier Claßen vertheilt, und diese zwey an Lehren übergeben. Jn Staufen befinden sich beyde Lehrer in einer Stuben. Jn Schafisheim und Niederlenz aber sind die zwey Oberen Classen von denen beyden Unteren abgesönderet. Jn jeder Schule sind die Knaben und Mädchen in einer Stuben beysamen.

Personal

die Schulmeistere sind bisher vom Pfarrer in Beyseyn der dorf Vorgesezten examiniert, und von den zwey Vorgeschlagenen einer vom Amtsmann des Orts erwählt worden.
Jn Staufen ist der obere Lehrer B. Agent Jacob Rohr von Staufen seines Alters 45. Jahr. Er stehet der Schul seit 6. Jahren mit Nuze vor. Jst sonst ein Jndienen druker, und hat drey Kinder. Der zweyte erst seit Anfangs Winters erwählte ist Rudolf Furter, 23. Jahr alt, der sich neülich verheyrathet, auch seiner Begangenschafft nach ein Jndienendruker, und ebenfahls von Staufen. Beydes Landmänner
Jn Schafisheim heisst der einte Schulmeister, Rudolf Baumann von Schafisheim, arbeitet in dieser Stelle schon bey 18. Jahren und ist 66. Jahr alt, hört würklich etwas übel. Nach seinem Beruf ist er ein Landmann, der 9. Söhn und 3. Töchteren hat, von welchen vier Söhn verheyrathet sind. der andere seit zwey Jahren erwählte Schulmeister ist Jacob Bolliger von Schafisheim, 33. Jahr alt, ein Paßamenter, annach ledig.
Jn Niederlenz stehet der Obere Lehrer Bernhard Baumann von Schafisheim der Schule daselbst schon 24. Jahr vor, und gehet im 45. Jahr seines Alters. Er besizt zu diesem Beruf die nöthigen Fähigkeiten, und würde Jahr aus und ein bey einer der Arbeit angemeßenen Besoldung sich dazu gebrauchen laßen. Er hat 6. Kinder, und ist Mittellos. Er lehrt auch zu Niederlenz bey Bürger Fels seiner Kinder im Hauß, und wenn er nicht mit Lezgen Geben hinlänglich verdienen kan, so geht er Sommerzeits in die Fabriken der untere Lehrer daselbst seit 6. Jahren ist Jacob Kull von Niederlenz, ein Landmann. Jst 34. Jahr alt, und hat 2. Kinder nebst einem Stiefkind.
Jn Staufen hat der einte Lehrer Schulknaben 25. Mädchen 20. der andere aber — Knaben 29. Mädchen auch 29. Summ 103.
Jn Schafisheim hat der obere Lehrer, Knaben 40. Mädchen 35. und der zweyte Lehrer, Knaben 30. Mädchen 46. Summ 151. ||[Seite 3] Jn Niederlenz befinden sich beym Oberen Schulmeister Knaben 24. Mädchen 28. und beym Unteren, Knaben 23. Mädchen 27. Summ 102. überall 356. Kinder. NB. im Sommer sollen die gleichen Kinder samt den Unterweisungs Kinderen, an der Zahl 49. zur Schule kommen.

Oekonomie

Schulfond für alle diese Schulen ist keiner vorhanden, sondern die Lehrer werden von der Gemeinde besoldet.
das Schulgeld, so bisher aus dem Kirchengut den Kinderen beym Examen unzwekmäßig ausgetheilt worden, und sich auf 43. bis 46. Gl. belauffen soll künfftig für nüzliche Bücher, die den verdientesten Kindern und jedem Schulmeister eines zu seiner Belehrung sollen ausgetheilt werden, verwendet werden, welche Bücher der Pfarrer auswählen wird.
Schulhauß befindet sich in Staufen eines von Stein erbauet mit zwey Stokwerkeren. Das zu Schafisheim bestehet in dem halben theil eines schlechten Stroh Hauses, von zwey Stuben, die mit einem Ofen geheizt werden. die Gemeinden erhalten sie in baulichen Stand. Niederlenz hat kein eigen Schulhauß, sonderen die Schule wird da gehalten, wo der Schulmeister wohnt, welchem der Haußzins von der Gemeinde bezahlt wird mit 8. Gl.
Einkommen des Schul lehrers.
Jn Staufen war bisher nur ein Lehrer der zahlreichen Schul, der von der Gemeinde für seine Besoldung erhielt 4. Louis d'or, und 1. Mütt Roggen und aus dem Kirchenguth als Verbeßerung 1. Louis d'or. Anfangs Winters hat aber die Gemeinde aus eigenem Antrieb noch einen zweyten angestelt, welchen sie nach Maßgab des ersteren zu besolden auf sich genohmen hat. diß Einkommen, welches in nichts anders bestehet, wird von den Haußvätteren hergeschoßen. Jeder hatte bis dahin je für ein Kind, das er zur Schul schikte, 1. lb. entrichten müßen, nun wird ein mehreres von ihnen geforderet werden, welches Geld aber von dem Sekelmeister eingezogen, und dem Schulmeister sammethafft eingehändiget worden.
Jn Schafisheim wird jedem der zwey Lehreren von der Gemeinde 47. Gl. jährliche Besoldung gegeben, und 80. Bazen als Verbeßerung aus dem Kirchenguth entrichtet. dieser Schullohn ware bis dahin auf die Landbesizer geleget, und machte das ganze deßelben aus. Je nachdem einer mehr oder weniger Land besaße, wurde er getellet. Ein Hinterseß gab noch je für ein Kind, das er zur Schule schikte 1. lb. das Holz zur Wärmung der Schulstuben gibt die Gemeinde, so wie in Staufen.
Jn Niederlenz besoldet die Gemeinde aus dem Gemeindguth ihre zwey Schulmeister, und zwar gibt sie jedem 35. Gl. und 2. Klafter dannen Holz zur Einheizung der Schulstuben. Jeder erhaltet aber noch aus dem Kirchenguth 80. Bazen als Verbeßerung, und für die Sommerschule 3. Vtl. Kernen. Anbey gibt ihm ein Hinterseß je für ein Kind, das er zur Schule schikt, 1. lb.
1. Anmerkung. Es ist sich billig zu verwunderen, daß man bey so geringer Besoldung noch so zimlich tüchtige Schulmeister gefunden hat.
2. Anmerkung. Jeder der angestelten Lehrer hätte annoch einen Gehülfen nöthig, damit die Kinder von so unterschiedlichen Alteren alle genugsam beschäfftiget und in Ordnung gehalten werden könnten, für deren Besoldung aber der Staat wegen Mangel des Vermögens der Gemeinden sorgen müßte.

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