Berneck (Transkription Nr. 1478)

Schulort: Berneck
Konfession des Orts: gemischt konfessionell
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1458, fol. 108-109v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Säntis
Distrikt 1799: Unterrheintal
Agentschaft 1799: Berneck
Kirchgemeinde 1799: Berneck
Ort/Herrschaft 1750: Gemeine Herrschaft Rheintal
Kanton 2015: St. Gallen
Gemeinde 2015: Berneck
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Berneck (Niedere Schule, katholisch)

Antwort über die Fragen
Wegen dem zustand hiesiger Schul.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Es ist ein Markt Fleken, heißt Bernegg.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Es ist eine eigene Gemeine.

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Zur katholischen Kirchengemeine Agent schaft Felix Schelling

I.1.d In welchem Distrikt?

Distrikt unter Rheintal.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Kanton Säntis.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Die Erste Viertel Stund im Umkreise enthält den Fleken Bernegg hat Häüser 135
Jtem ein Dörfflein ein kleine halbe Stund Am Berg Mitternachts Seite 1 dito etwas näher.
Jtem 1/4 Stund ein Dörflein oben am Fleken.
An der Mittag Seite dem Berg nach.
Ein halbe Stund vom Schul-Orte 1 Hauß.
Zerstreüte Häüser eben und Bergicht etwas näher.
Wider 1 — Hauß zu Oberst am Berg 1/2 Stund, und 1 Lähr und 1 etwas näher

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Namen der zum Schulbezirke gehörigen Häuser, Dörffer Mitternaths {Seite}
a. Ein Dörfflein, mit Namen Kobel ein halbe Stund hat Häüser 10. gehen Kinder in die Schul. 11.
b. Ein Dörfflein mit Rüden Namen Rüden etwas näher hat Häüser 5 gehen Kinder in die Schul. 6.
c. Ein Dörfflein mit Namen Thann. 1/4 Stund oben am Fleken hat Häüßr 11 gehen Kinder in die Schul. 1.
An der Mittag Seite
d 1 Hauß ein Starke 1/2 Stund heißt Brendli hat kein Kind
e Zerstreüte Häüser eben und Berggicht 1/2 Stund heißt Buchholz hat Häüser 5 Kinder gehen in die Schul 3.
f. 1 Hauß zu oberst am Berg heißt Langen 1/2 Std. 1 etwas näher heißt Nord 1 Öd, gehen Kinder in die Schul 2.
g. Zwey Häüser ein kleine Viertel Stund heißt Feld. Kinder gehen in die Schul. 5.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

a. Ein 1/2 Stund heißt Au.
b Ein Schule ein Stund heißt Balgach.
c Ein Schule ein Stund heißt Witnau
d Ein Schule ein Stund heißt Oberegg.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] a. Die Kunst recht zu lesen, und zu Schreiben, auch etwas rechnen.
b. Das wahre Glük des Menschen.
c. Die Kentniß Gottes.
d. die Kentniß der wahren Religion.
e. Die unvertrossene Ausübung und Nothwendigkeit derselben.
f. Die unverfälschte Liebe und Hilf des Nebentmenschen.
g. Der Gehorsam, und Schätzung der Geistlich und Weltlichen Obrigkeit.
h. Die Nuzbarkeit des Schreiben, lesen, und rechnen. Liebe und Fleiß zur Arbeit, Höfliche Sitten und gute Lebens Arth.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schul wird daß ganze Jahr gehalten.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

a. Hierzu bedient man sich des A, B, C des Bustabier-Büchleins in Silben abgetheilt, des kleinen Katechismus Petri Canisy. des grösern Katechismus der Erklärung, des Katechismus Reichle, des grosen Christenlehr Büchleins Schenkle, Evangelium Büchleins, Gebeth Büchlein von Verschiedener Arth. etc.
b darneben braucht man auch die Zeitungs Blätter, Allerley geschriebene Briefe von guten Aufsatz und Schrift, und auch unlesbariste Schrifften, auch etwan jetzmahlige Blätter, damit die KInder lehrnen die Fähler zuentdeken und zuverbessern und aufgeklärt werden.
c Zum rechnen die 5 Species, und Regula De tri.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Vorschriften mach ich selber, nach Fähigkeit des Kinds.
a dennen in der grösern Klasse den besten 1 Lini Kanzley, weiters Current groß und klein, A, B, C und Ziffern.
b. dennen in der kleineren Klasse a, b, c Current, und Ziffern.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schul dauret täglich 5 Stund.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Kinder sind in die grösere, und in die kleinere Klasse vertheilt

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

a. Es sind 2 Schullehrer, und diese werden alle Jahr von der Kirchsgemeine bestelt, aber es müsen beyde anhalten um den Dienst.

III.11.b Wie heißt er?

b. Wirkliche bestelte. Anton Joseph Lang, und Johann Jgnatius Beck.

III.11.c Wo ist er her?

c. Beyde Bürger auß dem Markt Fleken Bernegg.

III.11.d Wie alt?

d Anton Joseph Lang ist Alt, 51 — Jahr.
e Johann Jgnatius Bek ist Alt, 49 1/2 Jahr.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

f. der Lang ist verheürathet hat ein Sohn.
g. der Beck ist Ledigen Stands unterhalt aber durch beyhilf dieses Dienstes zwey Arme dürftige Wäisen Kinder, von seineen Bruder der vor 8 Jahren durch ein Unglükts Fall das Leben verlohren.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

||[Seite 3] h. der Lang ist Schullehrer 15 Jahr.
j. der Beck im Sechsten Jahre

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

k. Der Lang ist des verstorbenen Schullehrers Sohn.
l. Der Beck war vorher Hoofweybel, hernach ist er von der Kirchsgemeine zum Schullehrer aufgenommen worden. Und beyde Arbeiten noch zwischen der bestimmten Schulzeit ein kleines Feld.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

m. Es müsen beyde noch neben dem Lehramte bey allen Gottes-Dienstlichen Handlungen beywohnen, den Chor versehen, Kreützfahrten, und anders mehr

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

Knaben? 46 bis 50.
Mädchen? 38 bis 41.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

Knaben? 15 bis 20.
Mädchen? 20 bis 24.
Jm Sommer werden die grösern zur Arbeit gebraucht.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Es ist etwas vorhanden

IV.13.b Wie stark ist er?

Daß ganze Kapital beseht in fl. 3325, 9. xr.

IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?

Es ist vor Circa 10 Jahren von der Kirchsgemeine zusamen gelegt worden

IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Es ist weder mit Kirchen, noch Armen gut vereinigt.

IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Schulgeld ist keines eingeführt.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Dessen Zustand hätte Verbesserung Nothwendig sonderlich die Fenster

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Es ist der Kirchsgemeine ihr eigenes Haus, aber zum gebrauche der Schul sind Stuben, und nebenzimmer bestelt, das übrige was noch darbey ist bewohnt ein anderer Bürger um Zinß.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

für die Schulwohnung zu sorgen ist ein Pfleger bestimmt, der die Stiftung besorgt, und dieser erhält auch das Haus im Baustand, so viel die Fonds ertragen mögen.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

An Geld hat ein Schullehrer alle Viertel Jahr bey dem Pfleger zubeziehen fl. 17: 42. xr. also für beyde fl. 35: 24 xr.
a: An Getreide nichts
b Wein, hatten beyde Jährlich Circa 48 Maaß von dem vormahligen Fürstlichen Staat, aber letztes Jahr ist es ausgebliben, aber man hofft es werde vom jetzmahligen Staat ersetzt
c. Holz nichts, die Schullehrer müsen das Zimmer auf ihren Kosten einheitzen, dafür Zahlt der Pfleger Jahrlich fl. 3. haben mehr als ein Dublonen schaden

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

||[Seite 4] a. Aus besagten Kapitalien, gefallenen Zinsen.

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

b. abgeschafften Lehen gefällen Zehenden Grundzinsen nichts.

IV.16.B.b Schulgeldern?

c. Schulgeldern nichts.

IV.16.B.c Stiftungen?

d. Stiftungen weil der Schul, und Orgel Dienst miteinander verbunden so hat ein jeder Jährlich von gestiften Jahrtägen zubeziehen fl. 6.

IV.16.B.d Gemeindekassen?

e. Gemeindskassen nichts.

IV.16.B.e Kirchengütern?

f. Kirchengütern nichts.

IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?

g. zusammen gelegtes Geld der Haus-Väter nichts.

IV.16.B.g Liegenden Gründen?

h. liegenden Gründen nichts.

IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)

j. Fondß ohne oben besagtes Bahres Geld gar nichts.

Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Anmerkung das die Schullehrer einen kleinen Lohn für ihre Mühewaltung haben und noch Abbruch am Wein erlitten, auch schaden an der einheitzung, werden Sie schon einsehen, man hofft aber es werde durch die Vorsicht des jetztmahligen Staats ersetzt. Übrigens liebt man gute Ordnung und gerechtigkeit. Verbleiben mit Wahrer Hoch-Achtung dero Bürger.

Unterschrift

Johann Jgnatius Beck
Anton Joseph Lang.
Schul Verhältnisse zu Bernegg
Dist. U: Rheinthal

Zitierempfehlung: