Diessenhofen (Transkription Nr. 975)

Schulort: Diessenhofen
Konfession des Orts: gemischt konfessionell
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1456, fol. 182-183v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Schaffhausen
Distrikt 1799: Diessenhofen
Agentschaft 1799:
Kirchgemeinde 1799: Diessenhofen
Ort/Herrschaft 1750: Gemeine Herrschaft Thurgau
Kanton 2015: Thurgau
Gemeinde 2015: Diessenhofen
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Diessenhofen (Höhere Schule/Lateinschule, reformiert)

Beantwortung der Fragen über den Zustand der Schulen an jedem Orte.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Dießenhofen.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Ein Städtchen.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Die evangelische Gemeine daselbst,

I.1.d In welchem Distrikt?

im Distrikte Dießenhofen,

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

im Kanton Schafhausen, hat noch neben den zwey deütschen Schulen, eine sogenannte Provisorey Schule, die ehemals für die studierenden Jugend bestimmt war, aber seit zehen Jahren anderst eingerichtet u. von den gegenwärtigen Lehrern an derselben auch zu beßrer Bildung künftiger Handwerker u. Künstler bestimmt worden ist.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Wenn junge Leüthe vorhanden sind, die sich einem wißenschaftlichen Fache wiedmen wollen, so werden diese in der lateinischen u. griechischen Sprache, den Anfangsgründen der Logik p. p. unterrichtet. Die gegewärtigen Lehrer hatten aber nur einen solchen Schüler, seitdem sie neben ihrem Predigerberuf auch diesen Unterricht ertheilen, der indeßen aus ihrer Schule weg unmittelbar in das obere Kollegium zu Zürich beförderet wurde.
Diejenigen Knaben aber die zu künftigen Handwerkern, Kaufleüten, Künstlern bestimmt sind, u. denen ihre Elteren gerne vorher eine beßere Bildung geben laßen wollen, werden in dieser Schule in der deütschen u. französischen Sprache, dann in der vaterländischen u. der allgemeinen Weltgeschichte, in der Geographie, in den Anfangsgründen der Naturlehre u. die Fähigsten, welche eine längre Zeit in der Schule aushalten, auch in den Anfangsgründen der Geometrie unterrichtet. Diesen wißenschaftlichen Unterricht genießen die zum Studieren bestimmten Schüler auch mit: nur vom Lernen der franz. Sprache bleiben sie ausgeschloßen.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Der Unterricht in dieser Schule dauret die Ferien in der Erndte u. im Herbste ausgenohmen das ganze Jahr durch. Bey der Uebernahme machten jedoch die Lehrer es zum Bedinge, wenn ihre Predigergeschäfte es nothwendig erforderten Ferien machen zu dörfen.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

||[Seite 2] Für Latein Schüler: Bröders Grammatik, Gedicke's Lesebuch, Eutrop. Sallust, Virgil, Cicero etc. Für den Unterricht im Griechisch: die Zürchersche Grammatik, Gedickes griech. Lesebuch. Memorabilia #Soc.## Homer, dann erst das N. Testament.
Für den Unterricht im Griechisch Französisch: Meidingers Grammatik, nach deren Beyspielen die Schüler, wenn sie einmal einige Wörterkenntniß besizen, u. die Paradigmata wohl inne haben, haüfig geübt werden Gedicke's französisches Lesebuch, Modele des jeunes gens, Wintert[hur]. [17]91. Telemaque, La mort d'Abel, Stücke aus Moliere, aus den historischen Werken Frederic II. etc.
Bey den Uebersezungen die alle geschrieben werden, wird dann besonders auf deütsche Ortographie u. deütschen Styl gesehen.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?
II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Vier Stunden. Zwey davon sind den Sprachen, die zwey übrigen dem wißenschaftlichen Unterrichte gewiedmet, doch so daß die einte Klaße, um die Schüler immer zu beschäftigen, oft Uebersezungen schreibt, während dem die andre über eine Wißenschaft unterrichtet wird.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Diese formiert sich von selbst durch die jährliche Aufnahme von Schülern, wird aber dann manchmal durch betächtliches Fortschreiten der einten, oder das Zurückbleiben der andren abgeänderet.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Sie gehörte mit unter die Rechte des ehmaligen Consistoriums zu Dießenhofen. Gewöhnlich wurden Candidaten der Theologie, ehe sie eine Predigerstelle hatten, dazu beruffen. da aber einige Jahre lang kein solcher gegenwärtig war, u. ein Frömder nicht Sold genug gefunden hätte; da es nothwendig war, eine gewiße Anzahl müßiger Knaben zu beschäftigen, u. die unvollkommne Bildung, in der sie die deütsche Schule verlaßen hatten, zu ersezen; da die Verfaßer des für diese Schule verfertigten neüen Planes überall dagegen den Einwurf hören mußten: sie forderen zuviel, alles was der Plan enthalte, laße sich unmöglich leisten. — solche Gründe bewogen die beyden Prediger am Orte, diese Schule zu ihren übrigen Amtsgeschäften noch mit zu übernehmen, u. den Schulplan selbst ins Werk zu sezen.

III.11.b Wie heißt er?

Leodegar Benker, 1.ster Pfr. der den wißenschaftlichen Unterricht übernohmen hat. J. Ulrich Benker. 2ter Pfr. der sich mit dem Unterricht in den Sprachen abgiebt.

III.11.c Wo ist er her?

Sind in den Fragen an Religionsdiener, die auch sie beantwortet haben, schon enthalten.

III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Seit 1790.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Sind in den Fragen an Religionsdiener, die auch sie beantwortet haben, schon enthalten.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

||[Seite 3] Sie hat sich nie über 13. belaufen, jezt enthält sie nur sieben, die aber doch leider 4. Claßen im Sprachunterrichte ausmachen.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Ein solcher ist seit 1750. gestiftet, u.

IV.13.b Wie stark ist er?

enthält etwas über 4000. fl. an Capitalien, die

IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

seit etwa 15 Jahren von dem evangelischen Kirchengute, nicht ohne daß dieses eine beträchtliche Summe dazu gab getrennt, u. jezt besonders verwaltet werden.

IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Völlige Abschaffung deßelben gehörte mit unter die Wünsche derer die den {neüen} Plan zur Verbeßerung dieser Schule verfertigten. Sie wurden aber nur halb erfüllt, u. statt 6. fl bezahlt ein Lehr Schüler jetzt noch 3. fl. die aber von den jezigen Lehrern jedem bedürftigen Schüler gerne e erlaßen wurden, u. also bisher kein Hinderniß des Schulbesuchs waren.

IV.15 Schulhaus.

Jeder Lehrer muß, freylich unbequem genug, auf seinem Studierzimmer Unterricht geben.

IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.

der beyden Lehrer aus dem dazu bestimmten Fond belauft sich auf 160. fl. Schafhauser val: u. an ? Schulgeld von den Schülern auf 21.fl., so daß jeglicher für seine zwey Stunden die er täglich giebt 91. fl. bezieht; was aber dann doch ihr Einkommen nichts wenigers als zur Ernährung ihrer Haushaltungen hinreichend macht. Beyde müßen jährlich ein Beträchtliches von ihrem Eigenthumm zusezen.

IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Nur von dieser Schule u. ihrer Fortdauer läßt sich unsers Bedunkens erwarten, daß sich der Zustand von Dießenhofen einst verbeßeren werde. Es war so weit gekommen, daß man vor derselben Wiedererrichtung unter unsern jungen Leüthen nicht einmal einen deütschen Schullehrer im Fall der Noth hätte finden können. Damit hat es sich jezt schon gebeßert: man wäre in einem solchen Falle jezt nicht mehr verlegen, u. hoffentlich wird sich der Einfluß dieser Anstalt einst — was so sehr zu wünschen wäre — in einer zunehmenden Moralität des Ortes aüßeren. Möchte sie nur von unsern Mitbürgern zur Bildung ihrer Kinder noch beßer benuzt werden!

Unterschrift

Zitierempfehlung: