Schüpbach (Transkription Nr. 714)

Schulort: Schüpbach
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1429, fol. 103-106v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Oberemmental
Agentschaft 1799: Signau
Kirchgemeinde 1799: Signau
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Signau
In dieser Quelle werden folgende 3 Schulen erwähnt:

BERICHT UND ANTWORT ÜBER DIE FRAGEN
von dem Zustand der Schulen

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Belanget die Schül zu Schüpbach.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

SCHÜPBACH ist ein Dorf.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Jn der Kirchgemeine, und Agentschafft Signau.

I.1.d In welchem Distrikt?

Gehört zum Districkt Oberemmenthal.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Jn dem Canton Bern.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

1. Jn dem Viertelstündigen Bezirck, welcher Schüpbach, und Schüpbachschachen heist. Befinden sich HAÜSER. 40. KINDER. 60.
2. Jn dem Umkreise der Zweyten viertel stund, sind 6. Wyller. Namliche
Bubeney. HAÜSER. 3. KINDER. 2.
Mutten. HAÜSER. 7. KINDER. 11.
Niedermath. HAÜSER. 5. KINDER 7.
Ried. HAÜSER. 3. KINDER. 5.
Schüpbachfuhren. HAÜSER. 14. KINDER. 24.
Fuhrenholz HAÜSER. 4. KINDER. 7.
3. Jn dem Umkreise der dritten Viertelstund, sind 3. Wyller. Namliche
Hälischwand HAÜSER. 2. KINDER. 3.
Bruchbühl HAÜSER. 9. KINDER. 13.
Bembrunen. HAÜSER. 5. KINDER. 3.
4. Fünfviertel stund auf einem Berge, liegen noch zwey Höfe, mit HAÜSER. 3. KINDER. 6. Namliche
Reckenberg
Genskärnnen
Summa HAÜSER. 95. KINDER. 141.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

||[Seite 2] DIE BENACHBARTEN SCHULEN SIND. Namlichen
Die Dorf Schul zu Signau Stund 2./4.
Die Schul im Schweischberg Drittel Stund 1.
Die Schule bey dem Horbenstäg der Kirchgemeine Eggiwyl. Stund 1.
Die Dorf Schul zu Langnau Stund 1.
Die Dorf Schul zu Lauperswyl Stund 5./4.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

VON DEM UNDERREICHT.
Es wird gelehrt, Buchstabieren, Lesen und Schreiben, Offtmahls Schreiben 10. bis 20. Außwendig wird gelehrt der Heidelbergische Catechismus, Hübners Historien, Psalmen und Vest Lieder, Bieblische Sprüch, und das Fragstückli
Des Morgens von 8. 2./4. bis 9. Uhr gebe ich Lezgen vor, den wird daß Schul gebätt verrichtet. Hernach wird von einem jeden vähigen Kind ein Vers aus dem Testament gelesen, wird ihnen auch kurzlich erklärt. Hernach Sagen die kleineren Kinder ihre Lezgen auf bis 10. Uhr. den verzeichne ich den Rüff-Rodel.
Darauf Corigieren ich denen so Schreiben ihre Schrifften, und laße ein jedes seine Vorschrifft so lang abschreiben bis es sie Ordenlich nachschreiben kan.
Hernach Sagen die Kinder wiederum ihre Lezgen auf, bis 11. Uhr. den Bätten wir und gehen auseinander.
Auf die Nemliche weise gehet es auch nachmitag biß 3. 2./4. Uhr ||[Seite 3] VON VERHÄLTNUSS DER REPEDIER TAGEN. Am Mitwoche, Lesen die Vähigen Kinder wan sie in die Schul stuben kommen, ein jedes 1 Vers im alten Testament, wird fortgefahren bis 9. Uhr. Hernach Repedieren Die Außwendigen, und Sagen auf. Nachmitag Lesen sie im Testament, Sagen Versen weis auf, Üeben sich im Außwendig Buchstabieren; Sagen auch ihre Außwendig gelehrnten Gebäte auf.
An den Samstagen Repetieren sie den Catechismum Sagen auf, und Catechissiere mit ihnen, und werden geüebet im Gesang.

An den Son-nachmittagen, halte ich auch Schul, damit die Kinder so an den Wercktagen Haüslichen geschäfften halben nicht kommen, an den Sontagen kommen können; und wird gehalten wie an den Samstagen.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Winter Schul fangt an, anfangs Wintermonat, und Endet zu Ende des Merzmonats.
Jm Sommer wird 6. Monat alle Samstag Schul gehalten, aber wird schlächt Besucht

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

SCHUL BÜCHER SIND EINGEFÜHRT. Das PSALMENBUCH. HÜBNERS HISTORIE Buch. Catechismi der Heidelbergische. GANTINGS underweis Buch. Das FRAGSTÜCKLI.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

||[Seite 4] VORSCHRIFT VERHÄLTNUSS.
Wan die Schreibschuler die kleinen und grosen Buchstaben, wie auch die Silben Wörter und Linien Ordenlich Schreiben können, so lege ich ihnen eine Vorschrifft vor, welche auf einzelen quart bläteren stehet, wan sie die abgeschrieben haben so Corrigiere ich ihnen die Schrifft, zeichnen die fehler und lasse sie die gleiche Vorschrifft so lang abschreiben bis sie dieselbe ordenlich abschreiben können Den Stelle ich ihnen eine andere Vorschrifft vor, deren ich in denen Anmerckungen Meldung thun will.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schul dauret Täglich 5. Stund.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Kinder sind im Rodel in 4. Clasen getheilt
1. Welche den Cat: Historien Psalmen, Lieder, Bieblische Sprüch und das Fragstückli Außen können
2. Dieienigen so angefangen haben außen zu Lehren
3. die Leser.
4. Die Buchstabierer.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Jch bin nach ausgestandenem Examen von dem Bürger Pfarrer und denen Vorgesezten zu einem Schuldiener angenohmen worden

III.11.b Wie heißt er?

Christen Hofer heist mein Namen.

III.11.c Wo ist er her?

Bürger zu Signau

III.11.d Wie alt?

Alt 50. Jahr.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Habe eine Frau aber keine Kinder.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

22. Jahr bin ich Schul diener.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

vorhär Wohnhafft zu Schüpbach. Knächt und Taglöhner meines Berufs.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Meine verrichtungen so ich neben dem {Schul-} dienst habe, sind, mein kleines Gütchen zu arbeiten und etwas Schnäfler Arbeit zu machen.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

||[Seite 5] Die Winter Schulen besuchen Täglich 40. bis 90. Kinder meistes {bey} 60.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

Jm Sommer von 15. bis 40. und sind gemeinlich 2. theil Knaben und der 3.te theil Mädchen.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Schulfond, keiner.

IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Schulgelt, keines.

IV.15 Schulhaus.

Schulhaus keines.
Jch Schuldiener, habe Anno 1795. auf mein kleines Gütchen ein Haus Bauen lasen, auf mein eigen Umkösten, daran ich eine Stuben habe machen laßen; darin für 100. Kinder Raum ist, dann sie ist 30. Schu in die länge, und 15. Schu in die breite
Darfür ich von dem Kirchmeyer Empfange den Jählichen Stuben Zins, als kr. 4.

IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Für die Winter Schul kr. 12. Korn 12. Määs
für die Sommer Schul. kr. 2. bz. 10. Korn 6. mäs

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Das Gelt zahlt der Kirchmeyer. Aus dem Kirchen Guth und gemeinen Anlaagen
Daß Korn komt aus dem Kirchen Speicher. Welches Boden Zins ist ab etlichen Höfen. 3. Klaffter Holz, für die Schulstuben zu Heizen

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 6] Annerckungen.
Zu meinen Anmerckungen geben mir anlas die im Volksblat enthaltenen Schul Neüigkeiten Nemlich: zu Wünschen daß eine Vorschrifft in Truck verfertiget wurde.
Zum Beyspil.
Jch habe in meinen jüngeren Jahren eine Vorschrifft geschrieben, auf 16. quart Bläter, habe sie hinder Glas auf Tafelen eingefaßet, und finde sie für die Schreibschuller sit vielen Jahren ser Nutzlich; die Form, gröse und inhalt ist nachfolgende.
Auf jedem Blat ist die erste Linien mit CANZLEY geschrieben, der Jnhalt dieser Vorschrifft ist, erstlich, etliche Curente- CANZLEY- und Französische A.B.C einen Bericht von der Ortographie, deütung etlicher Französischen Wörteren anleitung zu einem Haus buch, Monat und Münz zeichen quittanzen und Empfang Scheine, und auch die aussprach der Zahlen bis auf 9. Stäte. Wen die Knaben die kleineren Vorschrifften ordenlich nach schreiben können, so laße ich sie diese abschreiben; worzu die meisten eine grose Freüde haben, und die abgeschriebene Vorschrifft als einen Schatz bewahren, um sich wan sie es nöthig haben, Raths zu erholen. Diese Vorschrifft soll zwar zu keiner Regel dienen, son der nur zu einem Beyspil; Man könte doch darin, viel Nutzliches Schreiben, und kämme ohne weitere entgältnuß, von den reichsten biß under die ärmsten Familen.

Unterschrift

Zitierempfehlung: