Sachseln (Transkription Nr. 2152)

Schulort: Sachseln
Konfession des Orts: katholisch
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1465, fol. 168-169v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Waldstätten
Distrikt 1799: Sarnen
Agentschaft 1799:
Kirchgemeinde 1799:
Ort/Herrschaft 1750: Obwalden
Kanton 2015: Obwalden
Gemeinde 2015: Sachseln
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Sachseln (Niedere Schule, katholisch)

18.02.1799

Freyheit Gleichheit
Bürger Unterstatthalter!
Hier die Beantwortung Der mir den 12.ten Hornung eingegebenen Fragen Ueber den Zustand meiner Schule.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Das Ort, wo die Schule ist, heisst — Sachseln — oder Saxlen.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Jst ein Dorf.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Eine eigne Gemeine.

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?

Gehört zum Distrikt Sarnen.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Und zum Kanton Waldstädte.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Entfernung der Häuser — in der ersten Viertelstunde.
a. Jm Dorfe, Antisried, Steinen, Weißenbach, und andere umliegende stehen etwa 138.
b. Auf eine halbe Stunde etwa 25.
c. Auf 3. Viertel Stunde etwa 11.
d. Auf 1. Stunde etwa 42.
e. Noch 4. stehen näher an den Grenzen der Pfargemeinde Giswyl; wohin auch die Kinder dort zur Schule gehn.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Zum Schulbezirke gehören
a. Das Dorf selbst.
b. Der Sachslerberg — Kapplaney FLÜELINN genannt.
c. Antisried, ein Dörflinn.
d. Ewyl.
e. Steinen.
f. Weißenbach.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

Die Entfernung.
a. Der Berg 1. Stunde Daher kommen wirklich Schüler 10.
b. Ewyl 1/2. Stunde Daher kommen wirklich Schüler 3.
c. Antisried 1/4. Stunde Daher kommen wirklich Schüler 11.
d. Steinen e. Weißenbach beyde nächst am Dorfe.

I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Jn der Schule wird gelehrt.
a. Das Buchstabiren nach Sylben.
b. Das Schreiben.
c. Das Lesen,
d. Und in der Woche einmal Unterricht in Religionssachen gegeben.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schule wird im Winter, und Sommer gehalten. Eigentlich aber aus uralt-, nachtheiliger Uibung, fängt die volle Schule nach dem 11.ten 9.bris an, und daurt bis an die Charwoche.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schulbücher sind keine eingeführt — Aber jeder Anfänger erhält von meiner Hand geschrieben, ein a. b. c. Büchlein von einem Bogen, mit ein- zwey- und mehrsylbigen Wörtern. — Wenn die Kleinen selbes buchstabiren, und lesen gelernt; schreibe ich ihnen etwelche Lektionen, u. s. f. Stuffenweise, bis sie fremde, minder lesbare Schriften, Gedrucktes, und die Fähigern auch etwas Latein lesen können.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Vorschriften erhalten die Kinder von mir.
a. Kleine Kurrentbuchstaben
b. Anfangsbuchstaben.
c. KLEIN- und GROSSE KANZLEYBUCHSTABEN.
d. Klein- und grosse lateinische Buchstaben.
e. Zu jeder Beyspiele zur Uibung. — und dann
f. Grössere verzogene Buchstaben.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schule daurt zum Tage 4-4 1/2 — auch 5. Stunde.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Gegenwärtig theile ich die Schüler nicht in Klassen ein.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 3] Der Schullehrer ist je, und allzeit von der Gemeindsversammlung erwählet worden. — Und er musste jährlich den 11.ten 9bris sich vor der Kirchgemeinde (Gemeindsversammlung) stellen, und Neuerdings um seine Pfrund, oder Dienst persönlich ANHALTEN.

III.11.b Wie heißt er?

Mein Name ist Joseph Aloys — Und das Geschlecht — Jmfeld.

III.11.c Wo ist er her?

Jn der Gemeinde Sachseln ist mein Geburtsort.

III.11.d Wie alt?

Meine Lebenstäge belaufen sich in 46 1/2 Jahre.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Meines Standes bin ich ein Priester.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Seither bin ich 22 Jahre, 3 Monat Schullehrer.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Bevor ich Schullehrer ernannt wurde: lage ich hier in der Gemeinde, in Sarnen, Luzern, und nachher in Mayland den Studien ob.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Mit dem Lehramte sind noch der Organistendienst, und die mit diesem verknüpften kirchlichen Obliegenheiten verbunden.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Schüler besuchten die Schule jedes Jahr ungleich viel zu weilen 60.-70. und darüber. — Jn zween Wintern kamen sogar 80.
a. Wirklich kommen 66.
b. Knaben 39.
c. Mädchen 27.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

d. Jm Sommer (wie schon angemerkt) gehts nicht im Ernste — Einmal kamen 20-15-12 u.s.f. auch gar nur etwa 1. oder 2.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Republikanischer Gruß, und Achtung
Sachseln den 18.ten Horn. 1799.
Joseph Aloys Jmfeld Schullehrer, u. Organist.

Fliesstextantworten
Oekonomie

13. Von Kapitalien, die auf mehrern Gütern bey Partikularen unterpfändlich sind, erhält ein jeweiliger Schullehrer-Organist jährlich
a. Zinsen 89. Luzern Gl. Von Stiftungen (Jahrszeiten) derer Kapitalien, wie obige auf zerschiedenen Gütern versichert stehn
b. Zinsen 35. Gl. 19. Sch. 3. A.
c. Die Gemeindskasse zalt jährlich 27 Gl. 20. Sch.
d. Das Neujahrsingen erträgt (nach abgerechneten Kösten) beyläufig 20. Gl.
Nota. Jeder Haushälter giebt da willkührlich, was er will wird aber keineswegs Schulgeld genannt.
e. Von ungewissen Fällen Z. B. Leichengedächtnisse beyläufig 24. Gl.
Nota. Dieß letzte kann freylich mehr ertragen. ||[Seite 4] f. Jeder Schüler soll auf alle Schultäge ein Scheit Holz, die Schulstube zu heizen, mitbringen — Ohne dieses geht jedes Kind unentgeldlich zur Schule.
14. Nebst obgedachten Einkünften geniesst der Lehrer-Organist die Behausung, mit einem Garten etwa 100 Klafter.
a. Jst ein bequemes Pfrund- oder Schulhaus.
b. Jn ziemlich gutem Stande.
c. Die Gemeinde zalt für das Mangelbare die Baukosten.
d. Zäunt den Garten ein.
e. Die Schulstube ist unten im nemlichen Hause, und
f. Die Lage ist gar nicht ungesund.

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