Reichenburg (Transkription Nr. 855)

Schulort: Reichenburg
Konfession des Orts: katholisch
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1449, fol. 221-224v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Linth
Distrikt 1799: Schänis
Agentschaft 1799:
Kirchgemeinde 1799: Reichenburg
Ort/Herrschaft 1750: Schwyz
Kanton 2015: Schwyz
Gemeinde 2015: Reichenburg
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Reichenburg (Niedere Schule, Normalschule, katholisch)

Auskunft über den Zustand der Schule in REICHENBURG

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Reichenburg ist eine eigne Gemeinde

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?

im District Schännis,

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Canton Linth,
folgsam schon lange und sehr viele Jahre seitdeme das die Schule eingeführt worden ist.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

a Diese Kirchengemeinde ist nicht weitschichtig. Es sind kaum 20 Häüser, die 1 viertel Stund von der Schulstuben entfernet sind.
b Die mehreren ein 1/2 vtl Stund.
c Ein Stücken 20zig nahe bey der Schulstuben.
d. jn allem mag die Gemeinde Circa 112 Häüser haben.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

a Diese Gemeinde hat keine Unterabtheilungen von besondern Bezirken; sie ist halb ||[Seite 2] zirkelförmig, in eine Anhöhe mit steter Zerstreüung gewölbet, und verbreitet sich bis zu den obersten Häüsern auf eine kleine halbe Stunde.
b Nur etwa 20zig Häüser haben eine starke viertel Stunde in die Kirche und in die schule. Diese sind aber unter sich selber zu weit entfernt, alß das man sie unter einen eignen Bezirk ziehen könnte.
c Auß diesen 20 Häüsern kommen wirklich nur etwan 5 oder 6 Kinder in die schule.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

a Gegen Mittag ist diese Gemeinde von hohen Bergen begränzet.
b Gegen Morgen liegt ihr die reformierte Gemeinde Bilten. jhre Schule wäre für uns über eine gute Stunde entfernt.
c Gegen Mitternacht liegt die katolische Gemeinde Benken. Wir sind von selber über eine grosse Stunde, und sogar durch den schiffreichen Linthstrom um so mehr getrennt, da dieser Fluss hier keine Brücke hat
d Gegen Abend dehnt sich die Pfarre schübelbach bis dicht auf einen Büchsenschuz an unsre Pfarrkirche. Die Pfarrkirche schübelbach, und die Pfarrkirche zu Reichenburg sind zwar eine kleine Stunde von einander entfernt; allein diese erstere hat eine Filial Kappelle zu ||[Seite 3] S: Mang in einer direkten Mittellage mit einem Bezirk von Circa 30 Häüsern, Butikon genannt, hieher dem schwärzi Bach gelegen deren die weitesten nur eine viertelstunde von unsrer schule und Pfarrkirche entfernt sind.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Nie wurde hier etwas anders gelehrt, alß das mechanische zum Theil normal artige Schreiben, und lesen nach einer regelmässigen Absezung der Sylben, und zwar Geschriebnes, Getrucktes. Man lernte weiters etwas nach dem Bischöf. konst. Katechismus, auch den so genanten Peter Canis. auswendig mit den Fähigeren und Fleissigeren. Die fünf species der Rechenkunst zeigte man den jenigen, so Lust und Liebe dazu aeüßerten. Freytag und Samstag wurden gewöhnlich dem Getruktlesen, und der Auswendig lernung der beyden Katechismus gewidmet.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schulen werden im Winter und Sommer gehalten.
Die Winterschule fängt an mit S: Martinus Ep. Tage, und endet mit dem Monath April.
Die Sommerschule nahm ihren Anfang bey dem Eintritt des Monaths junius, und endete an Maria Geburts Tag.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Man lernte weiters etwas nach dem Bischöf. konst. Katechismus, auch den so genanten Peter Canis. auswendig mit den Fähigeren und Fleissigeren. Die fünf species der Rechenkunst zeigte man den jenigen, so Lust und Liebe dazu aeüßerten. Freytag und Samstag wurden gewöhnlich dem Getruktlesen, und der Auswendig lernung der beyden Katechismus gewidmet.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

||[Seite 4] Die Vorschriften werden von des Lehrers Hande gemacht. Er lässt die Kinder von dem kleinern und simplen a b c alßgemach zum grösseren hinauf steigen

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die schule daurt täglich vor und Nachmittag, jedes mahl 2 Stund.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Es wäre freylich gut und schön, und besonders für den schullehrer ein grosser Vortheil, wenn die Kinder in Klassen getheilt wären. Allein was Raths, wenn man keine Bücher beyhanden hat, und die Aeltern sich für ihre Kinder nichts wollen kosten lassen.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Die Gemeinde vergab alle Jahre an der Martinus Gemeinde durch die freye Hand den schul lehrer Dienst, an den ihr gefalligsten, so dafür sich zeigte.

III.11.b Wie heißt er?

Der würckliche schullehrer heisst Franz Albert Wilhelm.

III.11.c Wo ist er her?

Gebürthig von dieser Gemeinde.

III.11.d Wie alt?

36 sig Jahre Complet.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Hat ein Fr. und 5 Kinder.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

jst seit letst verflossenen Martinus Tag Schulleh.

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

||[Seite 5] Jch wurde in meinen jugend Jahren nach Lachen, District Rapperschweil, in die teütsche schule geschickt. von dorten transportierte man mich in das Benediktiner Closter Pfeffers District Melß. jch hatte in selbem meine Wohnung 5 Jahre, und legte während dieser Zeit einige schulen zurück. Nach verlauff denenselben gienge ich in meine Vaterstatt zurück. Weil ich da viele müssige Stunden hatte, besuchte ich offt die schule, und leistete dem dazumahligen schullehrer, der zur selbigen Zeit zugleich unser Pfarrer ware, einige Hilfe. Dieser, weil die schule ihme nebend seinen pfärrlichen Verrichtungen zu Beschwerth. vorkamme, überredte mich auf künftigen Martini 1784 die schule anzunehmen. Endlichen gehorchte ich seinem Willen, und zeigte bey der Martinus Gemeinde anno 84zig dem Volke mein verlangen. Richtig wurde ich an der Stelle alß schullehrer angenohmen. Sieben volle Jahre behielte ich meinen Dienst, alß ich wegen häüsslichen Angelegenheiten diesen von Hand geben musste anno 1791, so übernahm selben mein Br. District schreiber Aloyß Wilhelm. Er behielte ebenfalß denselben bis Martini — 98. Nun aber ware er genöthiget, wegen Annahme seines schreiber Amtes, der schule aufzukünden: ||[Seite 6] Und weil Niemand anwesend ware, der sich für den vacanten schuldienst freüen wollte wurde ich, obwohlen dazumahlen ich schon von dem Wahl Korps alß Bezirk Richter erwöhlt ware, genöthiget selben wieder anzunehmen. Jch besuche alle Montag das Gericht, an welchem Tage dann die schule, so wie nach altem Gebrauch jeder schullehrer in der Woche die Vollmacht ein RecreationsTag zu geben hatte, ebenfalls unterbleibt Bin ich mehrere Tage abwesend, so übernimmbt Bürger Bruder Pfarrer Anton Wilhelm meine Burde.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Wie viele Kinder die schule sowohl Winter alß Sommers Zeit besuchen.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

Jn diesem Stücke herrschte eine ziemmliche Unordnung. Die Winterschule zählt bis Weynacht kaum 30sig Kinder, besonders wenn die Erde noch nicht mit schnee bedekt war Nachher kann es 3 bis 4 Duzend geben während den Fasten kinderlehren steigt deren Anzahl auf 66zig. Die sommer schul wurde durchweg kaum von einem Duzend Kinder besucht. ||[Seite 7] Es sind 2 trittel Knaben, so wie einer Mädchen, die die schule besuchen.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

republikanischer Gruss u Hochachtung an den Bürger Stapfer Minister der Künste, und Wissenschaften
von Bürger Franz Albert Wilhelm schullehrer u Bezirk Richter

Fliesstextantworten
Oekonomie

a Die Winterschule besizt ein eigenthümmliches Streüi Rieth. Lange Zeit war dieses an einen dritten verpachtet, und der Lehrer zog nur 28. fl. Seit einigen jahren überliess man dem Lehrer das Rieth in natura.
b betragt bey jzigen Zeitläüfen 50 bis 55 fl. nach Abzug der Arbeits Kösten.
Die sommer Schule wurde mit 15 fl. besoldet, so vor ungefahr 20 Jahren von denen Gemeindsgenosen zusammen gelegt wurde.
c Die schule wird in des Sigristen Hause gehalten, in welchem Gebäüde Seine eigne Stuben vorhanden ist. Diese wurde aber allzu klein seyn, wenn die aeltern ihre Kinder nicht in der Dummheit wollten fortleben lassen. ||[Seite 8] d. Die schulstuben wurde vor ungefähr 15 Jahren an des sigristen Haus neü angebaut. Vordeme aber hat es sich ein jeder sigrist müßen gefallen lassen, die schule in seiner Stuben zu halten, für welches Haus dann aus dem vermögen der Kirche ist gesorget worden. Auch dazumahlen, da man auf den Gedanken gekommen eine neüe schulstuben zu bauen, hat die Gemeinde mit Bewilligung des Bischofs zu Constanz die verursachten Kösten aus dem KirchenGuth bezalt.

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