Wagerswil (Transkription Nr. 372)

Schulort: Wagerswil
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1463, fol. 253-257
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Thurgau
Distrikt 1799: Weinfelden
Agentschaft 1799: Lipperswil
Kirchgemeinde 1799: Wigoltingen
Ort/Herrschaft 1750: Gemeine Herrschaft Thurgau (Gerichtsherrschaft eines einzelnen weltlichen Gerichtsherrn und des Konstanzer Bischofs)
Kanton 2015: Thurgau
Gemeinde 2015: Wigoltingen
In dieser Quelle werden folgende 3 Schulen erwähnt:

ANTWORTEN auf die Fragen ÜBER DEN ZUSTAND DER SCHULEN von dem Schullehrer der Gemeine Waaggerschweil.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

||[Seite 2 ] WAAGGERSCHWEIL ist der NAME der GEMEINE wo die Schule ist; es bestehet dies Dörfgen aus 30 Activ-Bürgern, zur Kirchgemeine WIGOLDINGEN und Agentschaft LIPPERSCHWEIL des DISTRIKTS WEINFELDEN im Kanton THURGÄÜ gehörig.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Obschon diese Gemeine eine EIGENE FREYSCHULE hat, wird sie dennoch besucht von Kindern der Gemeine Lipperschweil, und ab einem Hof Egelschofen. 1/4 Stunde sind beyde von hier entlegen.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Auf eine STUNDE von hier entfernt sind grosse Dorf-Schulen: Müllheim, Wigoldingen Märstetten, Hugelschofen und Raapperschweilen, auf eine halbe Stunde die Schulen Hattenhausen und Enggweilen, und auf 1/4 Stunde Engwang, welches Dörfgen nebst zugehörigen Höfen auch eine Schule hat.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 3] Die Kinder werden durch mich im teutsch lesen, schreiben, rechnen und singen UNTERRICHTET.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schule wird nur WINTERSZEIT in die 16-17. WOCHEN gehalten. Durch das ganze Jahre besuchen die größern Kinder bey mir eine repetir- Schule, welche alle Sonn tage Vormittags 1 1/2 bis 2 Stunden dauert.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Die Zürcher SCHULBÜCHER, Catechismen, Zeügniß- Testament- et Psalmbücher, Jahrwerk und Fästbüchlein, Gellerts Lieder und Hübners Historiebuch dienen den Kindern zum inn- und auswendig lernen.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Diese HANDSCHRIFT, so wie die Ehre habe sie hier vor Augen zulegen, dienet den Kindern zu VORSCHRIFTEN. Religions Wahrheiten und nüzliche Lehren schreibe ihnen vor. So bald sie Buchstaben formiren und im Wörter schreiben ein wenig geübt sind diktire ihnen von Mund aus, und laße selbige nachschreiben; F. A. JUNKER, Feldpregers in Magdeburg HANDBUCH der gemeinnüzigten KENNTNISSE für Volksschulen habe zum diktiren und ||[Seite 4] und Erklären gewählt.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schule dauert täglich 6 STUNDEN 3 Vor- und 3 Nachmitag. Winterszeit wird wöchentlich 3 Nächte eine Nachtschule gehalten, worinn das Gesang und Lesen geübt wird.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Die Schüler theile in KLASSEN ein nach Anordnung B. Pfarrer et Decan Kilchspergers, welcher alle Winter die Schule besucht, die Kinder selbst prüft und ihnen die heilsamsten Ermahnungen ertheilt. Alle Jahre erhält Er von mir ein Verzeichniß des Schulbesuchs, der Beförderung in andere Klaßen und was jedes Kind auswendig gelernt, etc.etc. Von höchst nöthig-öffentlichunpartheyische Schul-Examina weiß man hier nichts.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Die Gemeine Waaggerschweil hatte mich dem B. Pfarrer Kilchsperger zu Wigoldingen anno 1776. vorgestellt, welcher ein Prüffungs Examen in Beyseyn des Fürgesezten hierorts mit mir vorgenommen, worauf sie mich denn zu ihrem Schullehrer BESTELLTEN.

III.11.b Wie heißt er?

||[Seite 5] Mein NAME ist Heinrich Tuchschmied activ Bürger dieser Gemeine Waaggerschweil alt 42 Jahre, und habe eine Familie so aus einer Frau und 5 hofnungsvollen Kindern besteht. — Dieser SCHULE habe 23 Jahre Vorge STANDEN. Von anno 1776 bis 1781 habe in dem 1/4 Stunde von hier entlegenen Dörfgen Lipperschweil Sommerschule gehalten, wo mir B. alt Pfarrer Corrodi mit gutem Unterricht des ortographisch Schreibens, guten Schulbüchern, Naturgeschichten, arithmetischen und geographischen Büchern an die Hand gegangen, und mich in den Stand gesezt so durchzupaßiren einer Dorfschule vorzustehen.

III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?
III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Ehe diese Berufs Art gewählt, mußte mein Brod mit Feldarbeiten und andern oekonomischen Geschäften verdienen. Sint deme mich aber diesem Berufe gewiedmet, lege Winterszeit alle andere Verrichtungen beyseits, und warte deßen in Treüen.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Meine Schule wird diesen Winter über ||[Seite 6] über BESUCHT von 15 KNABEN und
19 MÄDCHEN dieser Gemeine
5 Knaben u.
1 Mädchen
Von Lipperschweil
1 Knäbchen u.
2 Mädchen
ab dem hof Egelschofen
Summa 43 Schülern.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)

Der Schulfond dieser Gemeine Waaggerschweil bestehet aus freywilligen Gaaben #pr## 591 fl. welche innert 50 Jahren bis auf izt von activ-Bürgern dieser Gemeine Zusamen gelegt, und welcher anno 1776. von B. Pfarrer Kilchsperger, (welcher zu dieser so nüzlichen Anstalt selbst einen schönen Beytrag gemacht,) mit Zustimmung der ganzen Gemeine in eine Freyschule verwandelt worden.

IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

Mein WOCHEN-LOHN für das Schule halten ware schon in die 22 Jahre fürdaurend 1 fl. 12 xr.!!! Damit ich aber nicht allzu hohe Sprünge dabey mache, und nicht zuschnell reich werde, mußte der Gemeine alle Winter 2 Wochen umsonst Schule halten, für ||[Seite 7] für die Groschen so ich von den Kindern ausser der Gemeine wöchentlich bezogen, deren jedes Einer zum Lohn bezahlen mußten.
An meine eigene SCHULSTUBE, Tische etc. etc. gibt man mir nichts; folglich nach diesem Löhngen zuurtheilen müsste ich ein Taugenichts seyn. Allein hier dienet zur Nachricht daß das Schule halten mir zur andern Natur geworden. — Lezten Herbst habe im Ernst wegen Erhöhung meines Lohns mich an die Gemeine gewendet, (rüksichtlich auf meine große Haushaltung und den Umstand der Zeit) welche mir die Tröstung gemacht noch etwas hinzu zusezen.

IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Mein WOCHEN-LOHN für das Schule halten ware schon in die 22 Jahre fürdaurend 1 fl. 12 xr.!!! Damit ich aber nicht allzu hohe Sprünge dabey mache, und nicht zuschnell reich werde, mußte der Gemeine alle Winter 2 Wochen umsonst Schule halten, für ||[Seite 7] für die Groschen so ich von den Kindern ausser der Gemeine wöchentlich bezogen, deren jedes Einer zum Lohn bezahlen mußten.
An meine eigene SCHULSTUBE, Tische etc. etc. gibt man mir nichts; folglich nach diesem Löhngen zuurtheilen müsste ich ein Taugenichts seyn. Allein hier dienet zur Nachricht daß das Schule halten mir zur andern Natur geworden. — Lezten Herbst habe im Ernst wegen Erhöhung meines Lohns mich an die Gemeine gewendet, (rüksichtlich auf meine große Haushaltung und den Umstand der Zeit) welche mir die Tröstung gemacht noch etwas hinzu zusezen.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?

Mein WOCHEN-LOHN für das Schule halten ware schon in die 22 Jahre fürdaurend 1 fl. 12 xr.!!! Damit ich aber nicht allzu hohe Sprünge dabey mache, und nicht zuschnell reich werde, mußte der Gemeine alle Winter 2 Wochen umsonst Schule halten, für ||[Seite 7] für die Groschen so ich von den Kindern ausser der Gemeine wöchentlich bezogen, deren jedes Einer zum Lohn bezahlen mußten.
An meine eigene SCHULSTUBE, Tische etc. etc. gibt man mir nichts; folglich nach diesem Löhngen zuurtheilen müsste ich ein Taugenichts seyn. Allein hier dienet zur Nachricht daß das Schule halten mir zur andern Natur geworden. — Lezten Herbst habe im Ernst wegen Erhöhung meines Lohns mich an die Gemeine gewendet, (rüksichtlich auf meine große Haushaltung und den Umstand der Zeit) welche mir die Tröstung gemacht noch etwas hinzu zusezen.

IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Jmmer traue den Vorstellungen meines theüren lieben Seelsorger B. Pfarrer Kilchspergers, die darinn bestehen: Obschon mein Amt schwer, mühsam und verdrüßlich, und mir die Welt nicht Ersaz thüe, werde mich Gott anderwerts hier zeitlich und dereinst ewig dafür seegnen!
Hier zeitlich segnet mich nun Gott schon alle Jahre mit vielem Guten, und voraus mit einem Kind; hätte ich aber von mei- ||[Seite 8] nen selgen Eltern {nicht} einen Nahrungs Pfenning ererbt, so dürfte bald mit meiner L. Haushaltung aus Mangel der Nahrung in jenen selgen Gefilden den versprochenen Gnaden-Lohn von meiner Aussaat einerndten!

Unterschrift

Zitierempfehlung: