Schwyz (Transkription Nr. 2054)

Schulort: Schwyz
Konfession des Orts: katholisch
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1465, fol. 107-112
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Waldstätten
Distrikt 1799: Schwyz
Agentschaft 1799: Schwyz
Kirchgemeinde 1799: Schwyz
Ort/Herrschaft 1750: Schwyz
Kanton 2015: Schwyz
Gemeinde 2015: Schwyz
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Schwyz (Niedere Schule, Normalschule, katholisch)

16.02.1799

Bericht über den Zustand der Schul in Schweiz. von SchulMstr Abegg. ||[Seite 3] Auf erhaltenen Befehl die eingesandten Fragen über den Zustand der Schulen in jedem Orte dienet Endesunterzogner mit folgenden Antworten:

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Schweiz hält eine Schule, welches ein Flecken, und der Haupt Ort deß Kantons Waldstätten ist; macht eben so eine eigne Gemeine, wie es Kirchengemeine, und Agenschafft ist, es ist der erste Districkt unter gleichem Name des Kantons Waldstätten.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Die Entfernung, und Zahl {der} zum Schulbezirke gehörigen Haüßer ist gewiss wegen ihrer Grösse die einzele, so mann nicht nur im Kanton Waldstätten, sondern auch im übrigen Helvetien finden wird; denn innert dem Bezirke einer Viertelstunde sind Haußer Numero 154
einer halben stunde 159
drey viertel stunden 106
einer stunde 159
Summa 578.
Zu wissen ist aber, dass unter den letst bemelten 159 Häüßern einige drey, und viele zwey stunden entfernt sind.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

||[Seite 4] Zu dem Schulbezirk in Schweiz gehört der Weiler Oberschönenbuch 3/4 stunde entfernt; schickt wirklich keine Schul Kinder; vor 10-12 Jahren sind 4 in die Schule gekommen.
Bemerkung. Jn Oberschönenbuch ist vor einem Jahr der würdige Religrat Pfarr Jmling gestorben; dieser, da er immer kränklich war, hielt etwelche jahre Schul; er sagte mir daß circa 20 bis 30 Kinder zu ihm in die Schul gekommen seyen. wirklich ist kein Schullehrer dort.
Der Weiler Hinterybach eine kleine halbstund entfernt, schickt 4 Kinder.
Daß Dorf vordeybach ein kleine viertel stund entfernt, schickt 8 Kinder.
Sewen ein Dorf einehalb stund entfernt; von diesem Dorf sind vor etwelchen Jahren 10. bis 12 Kinder auf Schweiz in die Schul gekommen.
Bemerkung. Sewen eine Filial der Pfarrey von Schweiz hält einen Caplan; Er hat Pflicht von Martini bis Mittenfasten Schul zu halten: sein Gehalt von denen Schul Kindern ist dergleich, wie des Schulmstr zu Schweiz: der letst gewesste Caplan hatte im Winter gewöhnlich 30 — im Sommer 15 Kinder. Der itzige hat 12 Kinder in der Schul.
Der Haggenberg hat viele zerstreüte Hööfe, und Haüsser, deren einige 2 stunden von hier entfernt sind; hat vor circa 12. Jahren 3 Kinder in die Schul geschickt; dato aber keine.
Kaltbach ein Weiler, schickt circa 6, bis 8 Kinder in eine hier so genante Nebenschule ein viertelstund entfernt.
Bemerkung. Die Nebenschulen, wo die Regierung keine Obsicht auf die Schulen hält, mögen nützlich seyn; dessen bin ich vor etwann 5. bis 6 Jahren überzeüget worden; indemm ich bald SchulMstr der stube, und nicht der Kinder gewesen wäre: aber an jenen Orten, wo genaue Aufsicht über die Schulen gehalten wird, könten solche ueberflüssig, ja gewiss, denn es würde mit Gründen zu belegen seyn, schädlich werden: es sind zwey in unserm Flecken, die Einte hatte ihre Oxistenz dem Jnteressirten Schullehrer, die andere dem Hang zur alten Dummheit solche zu verdanken.
Engiberg ein Weiler ist theils 1/2 theils 3/4 stund entfernt; schickt circa 12 Kinder theils auf Sewen, theils in die Neben Schule zu Schweiz.
Ried ein Weiler eine grosse Viertelstund entfernt, von daher kommen keine Kinder in die Schul.
Obdorf, und Loo zwey zerstreüte kleine Weiler eine halbe stunde entfernt schicken 3 Kinder in die Schul. ||[Seite 5] Rickenbach ein Weiler eine Viertelstunde entfernt schickt 2 Kinder.
Holz Egg Berg hält zimlich viele Hööfe; die von hier eine stunde, und noch mehr entlegen: schickt keine Kinder in die Schul.
Lauenen und Ebnet halten zugleich zerschiedene Hööfe, deren einige fast 3 stunden, und die nächste zwey grosse stunden entfernt sind; Sie schicken keine Schulkinder.
Yberg ein Weiler ist eine stunde entfernt; begreifft in sich den kleinen Weiler hinteryberg 1-1/2 stund von hier entlegen, hat verflossenes Jahr 2 Kinder in die Schul geschickt.
Bemerkung. yberg hatte diesen Winter einen Tiroler SchulMstr; der von denen Kindern wiedrum erlernet, waß er den Sommer hindurch mit seinem Holzstichbilder Kramladen vergessen, mit welchem er hausirte.
Perfiden ein Weiler eine Viertelstunde entfernt schickt 6 Kinder.
Oberdorfbach ein an den Flecken angrenzendes Dorf schickt 25. Kinder.
Unterdorfbach ein an dem Flecken gelegenes Dorf schickt 17 Kinder.
Schweiz der Flecken schickt in die Haupt Schul 43 Kinder.
Bemerkung. Die Zahl derjenigen, wie nebenund winkel Schulen gehen, kann ich nicht bestimmt angeben.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

||[Seite 6] Jn dem Muthathal ist eine benachbarte Schule für etwelche Wochen; Sie ist 3 stund von hier entlegen.
Jngenbohl hält eine Schule, so von. hier eine stunde entfernt.
steinen desgleichen.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Jm Jahre 1797 hab ich die Normal Schul nach Anweisung von St. Urban mit Bewilligung der ehemalligen Oberkeit eingerichtet. der bey uns bis dahin ungewohnte, und gewiss ausserordentliche gute Fortgang der lernenden Kinder zallte meine strenge Arbeit, und schützte mich vor dem gegen alles neüe Gute sich streübendem Fanatism. ich lehre die Kinder daß Buchstaben Kentniss, nach obenbemelter Anweisung daß Buchstabiren, Syllben einzel von mehr Syllben haltenden Wörtern zertheilen; und aussprechen, danne nach der Regul genau lesen. die nur Syllben lesende lernen die Grundstriche der Buchstabenschreiben, endlich Buchstaben, und Wörter. denen besser schreibenden gibt mann geschriebene Aufsätze in Syllben zu zertheilen; und endlich dictirt, oder liesst mann Jhnen eine Sitten Lehre, oder etwas aus der Natur Geschichte; in welchen danne die dieß schreibende Klasse ||[Seite 7] durch lautes Buchstabiren die geschriebene Fehler selbst verbessern muss; und bey jedem Fehler wird die Ursache deß zu verbesserenden gelehrt; die schon besser geübte müssen kleine Aufsätze von Brieffen machen, und zu gleich die Anfangs Gründe der Rechnungs-Kunst lernen.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schul fängt mit Anfange deß Novembers an, und endet mit Anfang des Septembers, welches zehn volle Monathe macht.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schulbücher sind:
Namenbuch von S. Urban.
Schöne Geschichten, und lehrreiche Erzählungen zur Sittenlehre für Kinder. Salzburg. 1796.
Katechism von P: Nivard Crauer.
Anleitung zum Schönschreiben von Heinrich Müller. Nürenberg 1797.
Anfangs-Gründe der Rechnungs Kunst von F. And. Noemer. Augsburg 1796.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Da ich kein Caliograph, und auch keiner seiner Schrifft ganz getreü bleiben kann, so hab ich nach der Wiener Vorschrifft so wohl die Grundstriche, als die Buchstaben, und Wörter stechen lassen; mit der Beschreibung nicht etwan bechwerlich zu fallen, habe ich lieber die Vorschrifften beybiegen wollen.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schule dauert im Winter 1 3/4 stunde.
am Morgen; Nachmittag 2 stunden.
in dem Sommer Morgens 2 stunden
Nach Mittags 2 stunden

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

||[Seite 8] Die Kinder sind in Buchstabirende, Syllben lesende, und lesende Klassen eingetheilt; so wie die, denen Mann Aufsätze, und die Anfangs-Gründe zum rechnen giebt. Aus den beygebogenen Vorschrifften zeigt sich schon, wie die schreibende in Klassen eingetheilt werden, da keiner ein andern Numer schreiben darf, bis er die erste, zweyte, dritte usw. richtig schreibt.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Der Schuldienst in Schweiz wurde schon vor mehr als 100 Jahren von denen Kirchgenossen an einer offnen Kirchen Gemeind offtmals dem beliebtern, als demme, der mehrere Verdienste zählte anvertraut.

III.11.b Wie heißt er?

bMein Name ist: Jos: Dominick Abegg.

III.11.c Wo ist er her?

vom Kirchgang Schweiz, und zähle volle 39 Jahre;

III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

bin Verheirathet, und habe 4. Kinder.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

daß Lauffende ist das 19de Jahr meines Schuldiensts,

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Die untern Schulen hörte ich theils in Schweiz, theils in Mury; die Rhetoric, Logicas und Metaphysicam in S. Gallen, die Physique aber Anatomie, Physiologie und übrige Schulen für die Medecin auf denen Universiteten Pavia und Turin.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Jch habe die Pflicht dem täglichen Gottes Dienste beyzuwohnen, daß Choral zu singen, und bin zugleich Musique Directeur. ich gibe täglich Lectionen für Gesang, Violin, und Fortepiano, und rechne es mir zu sondren Ehre ||[Seite 9] ein Mitglied der Litterar-Oeconomischen Gesellschafft zu seyn, die in hier vor weniger Zeit errichtet worden.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

Jn dem Winter vorigen Jahrs waren in meiner Schule Knaben 82 Mägdchen 43
125

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

im Sommer Knaben 67 Mädchen 38
105
wirklich besuchen meine Schul Knaben 68 Mädchen 41
109.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Jn Schweiz ist kein Schul Fond für die deütsche Schul; sondern der Schul Lehrer bezog eine gewisse Bezahlung von der ehevorigen Oberkeit, und etwas, so meinen vorfahrern nicht bezalt worden, aus dem Armen Gut; oder sogenanten Angster Geld; von dem Kirchen Gut ist jährlich eine Kronen: daß übrige, so wegen der Kirche für Singen bezalt wird, muss der SchulMstr verdienen.

IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Schon seit mehr als 60 Jahren muss jedes Schul Kind für jede Woche ß. 3 bezahlen.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

||[Seite 10] Daß Schul Hauß ist ein schönes grosses Gebäude; der innere Bau ist noch nicht vollendet; die Schulstube fasset 80 Kinder, und noch eine ähnliche ist mit gar geringen Kösten zu errichten: es sind noch mehrere aber noch nicht, wie schon gemelt, ausgebaute Zimmer. bis dato besorgte der jeweilige gewesste Landes Säckel Mstr die Erhaltung deß Schul Hauses.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

||[Seite 10] Daß Schul Hauß ist ein schönes grosses Gebäude; der innere Bau ist noch nicht vollendet; die Schulstube fasset 80 Kinder, und noch eine ähnliche ist mit gar geringen Kösten zu errichten: es sind noch mehrere aber noch nicht, wie schon gemelt, ausgebaute Zimmer. bis dato besorgte der jeweilige gewesste Landes Säckel Mstr die Erhaltung deß Schul Hauses.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Daß Einkommen deß Schullehrers bestehet in nichts anders, als Geld, welches er auf folgende Weise erhält:
a. nichts.
b. wie oben in der Bemerkung gemeldet von denen Schul Kindern circa Mgl. 50.
c. nichts.
d. von der ehevorigen Oberkeit Mgl. 101 ß. 10.
e. vom Kirchen Gut 2. ß.
f. von dem Armen Gut oder so genanten Angster Geld 13. ß.
g. ein schöner Haus garten, und 5 Klaffter Hanf Land.
h. nichts
Summa Mgl. 166 ß. 10

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 11] Jn Rücksicht deß von altem Her üblichen Schulwesens wären noch eben so viele, und passende Bemerkungen zu machen, als gewiss viele nützliche, und nothwendige Verbesseerungen zu treffen sind. allein meine Gedanken für meine Schulverbesserung habe ich nie geaüssert, noch aüssern derffen, weil mit jn den Neüerung Röhrung zu seyn pflegt. ueber dieß alles, obschon ich es offt tieff gefühlet, beruhigte mich ganz der von hoher wohlthätigen Behörde aus niedergesetzte Erziehungs-Rath. von diesem erwartete mann mit Sehnsucht die schon so lang zu verbesserenden Schul Einrichtungen, aber bis dahin ist noch nichts erfolgt. ich glaube aber, dass die kluge Thätigkeit deren hier zur Schulen Verbesserung verordneten meine Bemerkungen überflüssig mache.

Unterschrift

Schweiz den 16.ten Hornung 1799.
Joseph Dominick Abegg SchulMster

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