Kehrsatz (Transkription Nr. 1516)

Schulort: Kehrsatz
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1431, fol. 102-103v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Niederseftigen
Agentschaft 1799: Kehrsatz
Kirchgemeinde 1799: Belp
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Kehrsatz
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Kehrsatz (Niedere Schule, reformiert)

08.03.1799

ANTWORT.
Über die an mich gelangten fragen, über den Zustand der Schule zu Kersatz.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Der Namen des orts wo die Schule ist, Heißt Kersatz.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

und ist ein Dorff.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

ist eine Eigene Gemeind,

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Hat ein Agentschafft, und gehört zu der Kirchgemeind Belp.

I.1.d In welchem Distrikt?

in das Distrikte Niedersefftigen

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Kanton Bern.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

a. Jn der nächsten jnnerhalb einer viertelstund gelegenen und darzu gehörigen Häuser befinden sich, 29.
b: Jnnerhalb der zweiten viertelstund Ligen 13.
Summa 42.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

a. Jnnerhalb der Ersten Viertelstund. Kersatz; Kersatz-Thall. Steinbach. Neßleren. Breytenaker. und Gurtten, und komen von diesen orthen kinder in die Schul. 36.
b: jnnerhalb des Umkreißes der zweiten viertelstund Heißen die örther; Seelhofen, und Haulistahl; von daher komen kinder in die Schul, 28.
a. von Seelhofen. 15.
b. von Haulistahl, 13.
NB: Haulistahl ist Eigentlich, in den Underen Wald Schulspänig, und Hingegen nach Belp Kirchspänig

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.

befinden sich drey, und Heißen

I.4.a Ihre Namen.

a. Jm Underen Wald, Kirchgemeind Zimmerwald.
b. Belp, Kirchgemeind Belp.
c. Waberen. Kirchgemeind Köniz.

I.4.b Die Entfernung eines jeden.

die Undere Wald Schul, ist bey einer stund, und die zwey Letzteren 3/4.tel stund von der Kersatz Schule Entlegen.

II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 2] Jn der Schule wirt gelehrt, Schreiben, Leßen, Rechnen, Singen, Buchstabieren,

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schule betrefend, wird selbige von anfang Wintermonets bis Ende Merzmonets Täglich vier stund gehalten.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Bücher so hier Eingeführt, sind zwey Catechismus der Heidelberger und Lampen genant, Kinder: Biblen, die Neüen Psalmen, das Alt und Neüe Testament,

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Vorschrifften, so den Schuleren vorgelegt werden, sind von Bürger: Roschi, in Bern.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

die Schule dauret Täglich vier stund, namlich vormitag zwey und nachmitag zwey stund,

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

klaßen sind keine, weil nicht mehr kinder zur Schule komen, so habe nicht nöthig funden selbige in klaßen einzutheilen,

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Der Schullehrer ist von allen Haußvätteren vor Ofentlicher Gemeinds versamlung, nebst noch anderen Candidaten von dem Bürger: Pfarrer, als dismahligen Distrikts jnspektor Exameniert, und auf gemachten Vorschlag der Gemeind an den Pfarrer. und von dem Pfarrer an die damahlige Herschafft Kersatz; als Tüchtig zu einem Schullehrer angenomen.

III.11.b Wie heißt er?

Der Schullehrer Heißt Niclaus Frieden; Gebürtig von Kirchdorff.

III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?

ist 40 Jahr alt, Hat ein Frau, und zwey kinder.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

und ist Jetzund das vierte Jahr, als er dis Amte angetretten,

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

vorher ist er zu Englisberg, der Kirchöri Zimmerwald, eine Halbstund von Kersatz, und noch jetzund daselbst saßhafft, und hat sich mit der Schneider Proffesion abgeben.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Neben dem Lehramte habe weiters keine verichtungen.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

diesen Winter nur KNABEN. 32. MÄDCHEN 32. Summa 64.
ist aber in dieser Schule gar verschieden, weil jeweillen viel Haußarme Hier angesäßen und alle Jahr mit den Behaußungen veränderrungen vorgehen, so komen dis Jahr bey 20 kinder weniger zur Schul als in den Letzt verfloßenen Jahren.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

Somerschul ist nur alle Wochen bey 3 stunden, damit kein ausred. sey in versaumnus ihrer arbeit, so ist selbige Sontag Morgens von 6. bis gegen 9. Uhr gehalten worden.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

||[Seite 3] A. SCHULFOND, befindet sich ein Kaptial, von 300 kr. Welches eine vergabung sey, von Bürger: Tscharner Selig damahlen Teütsch Sekelmeister in Bern. Bemelte Vergabung seye Mehrentheils zu Gunsten der Armen, aller jeweillen in dieser Gemeind angesäßenen so wohl aus bürgeren als Anheimschen, weil also seither dieser Stiftung die Haußarmen Hindersäßen, nichts mehr an dem Schullohn beygetragen haben.
b: Ferner seye noch eine vergabung zu Handen der Schule vorhanden, von einer gewißen Frau Tscharner Herfließend an Cap: 60: kr.

IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Schulgeld seye weiters keins Eingeführt

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

SCHULHAUS: ist Zimlich Baufelig, doch kan es durch jeweilige Reperation noch einiche Jahre dauren.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

und befinden sich im gleichen Gebäüde zwey stuben, für welch eine der Schullehrer, weil er sie nicht nöthig hat, von der gemeind an Haußzins erhaltet 6. kr.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Die Erhaltung deßen Ligt der Gemeinde ob.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

besteht in Geld und Holz. Getreid und Wein ist nichts

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

aus Hienach gemelten Quellen.
Erstlich 200 Wedelen, zu wärmung der Schulstuben.

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

nichts,

IV.16.B.b Schulgeldern?

sind keine.

IV.16.B.c Stiftungen?

wie oben gedacht ein Cap: von 300. und Cap: 60 kr. von diesen Kapitalen erhaltet der Schullehrer zu seiner belohnung der Järliche zins namlich 14 kr: 10 bz.

IV.16.B.d Gemeindekassen?

von der Gemeinds kaßen 12. kr.

IV.16.B.e Kirchengütern?

nichts,

IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?

ist ein Garten bey dem Schulhaus

IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)

die gleich obgemelten Kapitalia

Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Schließlich habe die an mich gethanen fragen so gut Möglich beantwortet, und diese Abschrifft an den Bürger: Schmutz. Hiesigen Agent Übergeben.

Unterschrift

Kersatz. den 8.ten Merz. 1799. N: Frieden Schullehrer

Zitierempfehlung: