Scharnachtal (Transkription Nr. 1405)

Schulort Scharnachtal
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1455, fol. 166-169v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Oberland
Distrikt 1799: Aeschi
Agentschaft 1799: Reichenbach im Kandertal
Kirchgemeinde 1799: Reichenbach im Kandertal
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Reichenbach im Kandertal
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Scharnachtal (Niedere Schule, reformiert)
02.03.1799

BERICHT AN DEN MINISTER DER WISSENSCHAFTEN über den zustand der SCHULE ZU — SCHARNACHTHAL.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.

SCHARNACHTHAL.

I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

ist zwey Beürten von verstreüten Häüßeren, als Scharnachthal und Kinthal,

I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

gehört zu der Kirchgemeind Reichenbach Agentschafft Reichenbach.

I.1.dIn welchem Distrikt?

distrikte Aesche.

I.1.eIn welchen Kanton gehörig?

CANTON THUN. oder Oberland.

I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

an Häüseren welche zu dem Schulbezirk gehören befinden sich im Umkreis
a: der ersten Viertelstunden Häüser 59. Haushaltungen 62.
b: der zwey Virtelstunden Häüser 15. Haushaltungen 18.
c: der drey Viertelstunden Häüser 11. Haushaltungen 11.
||[Seite 2] d: der Vier Viertelstunden Häüser 14. Haushaltungen 19.

I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

zu der Schul Scharnachthal da gehören zwey Beürten, als
a: Beürt Scharnachthal, und
b: Beürt Kinthal, sind also keine dörfer sonderen die Häüser sind verstreüt.

I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und

a: Scharnachthal hat im umkriese eine Virtelstunde, die anzahl der Schulkinder sind 58.
b: Hauselen ist entfernt eine halbe Stund die anzahl der Schulkinder sind 10.
c: Rufenen ist entfernt drey firtel stunden die anzahl der Schulkinder sind 18 5.
d: Kinthal ist entfernt eine Stunde die anzahl der Schulkinder sind 18.

I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.

a: Reichenbach ist eine Stunde; und von der Beürt Kinthal zwey Stund
b: Falschen eine Stunde.
ausert der Gemeinde ist sie nicht anstosent, sonderen grenzt auf der einten siten an die Bergen.

I.4.aIhre Namen.
I.4.bDie Entfernung eines jeden.
II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Nein.

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

||[Seite 3] a: Buchstabieren.
b: Lesen. außwendig
c: der Heidelbergische Catechismus.
d: aus den Festliedern von Bern 12.
e: aus den Psalmen Davids nach den Gaben
f: Jm neüen Testament verscheidene Capitel auch nach den Gaben.
g: ein Unterweisungs Büchlein heist Safft aus dem Kern des Christenthum
h: Singen.
i: Schreiben. in den Sontags Kindelehren wird aus Pothmanns Sittenbuch gelesen

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

die Schul wird gehalten; Jm Winter von Martine bis Ende Merzens, per. wochen Fünf Tag
Jm Sommer, alle Wochen ein Tag

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schulbücher; sind eingeführt, die jenigen wie hie oben gemeldet. auch noch Johann. Hübners Biblischen Historien.

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

||[Seite 4] a: Wann man darunder die Vorschrifften zur Schule versteht, so ist es die Schulordnung sonst aber zum gebrauch für Schreiben des Bürgers Gruners Quartblat.
b: und daneben auch eines jeden SchulMeisters vorschrifft.

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

Fünf Stund.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

der jezmahlige Pfarer. darnach aber von einem jeweiligen Ober amtsmann bestätiget.

III.11.bWie heißt er?

Hans Wittwer.

III.11.cWo ist er her?

von der gleichen Beürt Scharnachthal, Gemeinde Reichenbach.

III.11.dWie alt?

45. Jahr.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

||[Seite 5] Sechs Kinder, und die noch unerzogen.

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

14. Jahr.

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

ich bein auf der gleichen Beürt Scharnachthal, und Futeren das Vieh und Feld arbeit, und nebst der Schule verrichten ich das gleiche.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)

Knaben 25. Mägdlein 22

III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)

Knaben 10. Mägdlein 8.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?

JA. aber nicht für die Schulmeister, sonderen für die Schulkinder; welches den sämtlichen Schulkinderen am Schulexamen ausgetheilt wird

IV.13.bWie stark ist er?

||[Seite 6] an verscheidenen Schuld Pfösten oder Capitalien kr. 122. der zins davon betragt kr. 4. bz. 22 hiraus werden zuerst die Reperationen Kösten bezahlt an dem Schulhaus zu Reichenbach bezahlt, das manchmahl die anderen drey Schulen wenig oder gar nichts, für die Schulkinden zu Theilen haben;

IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?

seine einkünfften fliesen Theils von den Kinderen zusammen gelegtes Geld; und Theils von den beyden zu der Schul Scharnachthal gehörigen Beürten zusammen gelegt.

IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Nein.

IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

JA.
a: Ein jedes Kind zahlt für den Winter 2. bz. 2 xr.
b: und für den Sommer 2. bz. das übrige des Schullohns wird von den beyden Beürten bestriten.

IV.15Schulhaus.
IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?

||[Seite 7] ist kein gemeines Haus, sonderen es ist ein Partikular Haus,

IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

der Haus zins kan der Schulmeister aus dem Schullohn rechnen

IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

und mus selber in erbaulichen stande erhalten.

IV.16Einkommen des Schullehrers.
IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

an Geld für den Winter, Von jedem Kind 2. bz. 2. xr. das übrige wird von den zweyen Beürten zusammen geschoßen, so zusammen für den Winter von 91. Schulkinderen gibt kr. 18. für den Sommer gibt ein jedes Kind zwey Creüzer. an Holz drey und ein halbes Klaffter.

IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?
IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?
IV.16.B.eKirchengütern?
IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.gLiegenden Gründen?
IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

anmerkungen,
als Bericht wird beygefügt; das von den zu diser Schul gehörigen Kinder, ohngefehr den halben Theil im Sommer von May bis September, mit ihren Elteren auf die alpen ziehen und wegen entfernung die Schule wenig besuchen könen.

Unterschrift

geben den 2.ten Merz 1799. Hans Wittwer Schulmeister.

Zitierempfehlung: