Bätterkinden (Transkription Nr. 1395)

Schulort: Bätterkinden
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1431, fol. 201-204v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Bern
Distrikt 1799: Burgdorf
Agentschaft 1799: Bätterkinden
Kirchgemeinde 1799:
Ort/Herrschaft 1750: Bern
Kanton 2015: Bern
Gemeinde 2015: Bätterkinden
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Bätterkinden (Niedere Schule, reformiert)

06.03.1799

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Bätterkinden

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Es ist ein Dorf.

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Es ist eine eigne Gemeine.

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Es macht eine eigne Agentschafft aus

I.1.d In welchem Distrikt?

Zu dem Distrikt Burgdorf.

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Zu dem Kanton Bern.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Jnnerhalb des Umkreises der nächsten Viertelstunde liegen 7. Häuser, innerhalb des Umkreises der zweyten liegen 22. Häuser, und innerhalb des Umkreises der dritten liegt 1. Haus.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Bätterkinden, ein Dorf worin das Schulhaus ist, daher komen 138. Kinder in die Schule.
Kräyligen, ein Dorf, eine halbe Stunde vom Schulhaus entfernt; daher komen 28. Kinder in die Schule.
Berchdorfhof, eine kleine Viertelstunde vom Schulhaus entfernt, daher komen 8. Kinder in die Schule.
Alp, ein Hof, eine halbe Stunde vom Schulort entfernt, die dortigen Kinder gehen gewöhnlich nach Schalunen in die Schule.
Das Moos ein Weiler, davon gehört ein Haus in hiesigen Schulbezirk, welches dreyviertel Stund vom Schulort entfernt ist, die jewesenden Kinder gehen auch in die Schule zu Schalunen. ||[Seite 2] Die Mätten, ein Hof, eine halbe Stunde vom Schulort entfernt, daher komen 4. Kinder in die Schule.
Löfelhof, dreyviertel Stund vom Schulort entfernt, die dortigen Kinder aber gehen nach Lüterkofen in die Schule.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.

Schalunen eine halbe Stunde von hier.
Büren zum Hof, eine Stunde.
Limpach eine Stunde.
Ätigen drey viertel Stund.
Lüterkofen eine Stunde.
Wyler eine halbe Stund.
Uzistorf eine Viertelstunde von hier.

I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Lesen, Schreiben, Rechnen, und Singen, auch müßen die Kinder in hienachbeschriebnen Büchern auswendig lernen.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Sie werden im Winter, und zum Theil auch im Sommer gehalten. Jn die Winter-Schulen, die auf Martini ihren Anfang nehmen, und bis im Monat April gehalten werden, komen große und kleine Kinder, aber in die Sommer-Schulen kommen die größeren, die zum Feldbau gebraucht werden können, nicht, sondern nur die kleineren Diese Sommer-Schulen werden zu gewißen Zeiten im Sommer gehalten, nemlich zwo Wochen vor der Heü-Ernde, zwo Wochen vor der großen Ernd zwo Wochen vor der Einsamlung ||[Seite 3] des Emds, und zwo Wochen nach der Einsamlung des Emds, folglich werden acht Wochen im Sommer die Schulen gehalten. Diese Einrichtung der Sommer-Schulen ist erst vor etlichen Jahren gemacht worden, vorher wurden die Schulen nur einen Tag in der Wochen gehalten, und zwar auch nur in obgemelten Zeiten des Sommers; Es wurde auch dem Schullehrer für die Haltung dieser Sommer Schulen, sein Einkommen um etwas verbeßert. Schon dazumahl erzeigte die hiesige Gemeine einen wahren Eifer, für die beßere Erziehung und Bildung ihrer Kinder, und man würde in der gegenwärtigen Zeit, gewiß mit dem lebhafftesten Eifer für noch andere schöne Schul-Anstalten sorgen, Z. B. einen Französischen Lehrmeister halten, und so weiter. Wenn die hiesigen Einwohner nicht durch das harte Schicksal des Krieges, und durch die große Blünderung so sehr wären mit genommen worden. Nun aber ist die hiesige Gemeine von ihr selbst nicht im Stande solche Einrichtungen in der Schule zu machen, wenn sie nicht von höchern Orten unterstüzt wird.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Nebst der Bibel, der Heidelbergische Catechismus, die Hübnerische Kinderbibel, Sigfrids Unterweisungsbüchlin, und das neüe Bernische Psalmenbuch, auch macht man Gebrauch von Gellerts Liedern von Rochows Kinderfreünd, und von Raffs Geographie.

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Der Schullehrer schreibt den Kindern das A, B, C, vor, und wenn sie daßelbe gut nachmachen können, so wird ihnen der Zusamenhang von den Buchstaben und Silben gezeigt, und vorgeschrieben, wenn sie dieses dann auch nachmachen können, so macht man ihnen Vorschrifften auf Blättlin zum abschreiben, die aus einem Lied, oder aus einer Geographie, oder sonst aus einem andern Buch genommen sind. Diesen Winter macht der Schullehrer {auch} einen Versuch, den Kindern etwas von grammatischer Kenntniß ihrer Muttersprache, und orthografischer Schreibart bey- ||[Seite 4] beyzubringen, und zwar nach Anleitung eigener in dem jeztlaufenden Winter, von dem Vikar zu diesem Zwek aufgesezter und erklärter Heffte, die dem Hauptinnhalt nach, obschon mit vielen Abänderungen, aus Adelungs Sprachlehre ausgezogen sind. Mit Vergnügen bemerkte der Schullehrer bey einigen seiner Zöglinge einen warmen lebhafften Eifer für diese neüe Art des Unterrichts, der aber freylich, {theils} wegen Mangel an Zeit, theils wegen der übergroßen Menge der Schulkinder noch ohne großen Erfolg geblieben ist.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

Drey Stund Vormittag, und Drey Nachmittag

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Ja: Jn drey Klaßen.

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Der Amtmann zu Landshut und der Pfarrer des Ortes, vor ihrer Bestellung aber mußten die Prätendenten des verledigten Schuldienstes die Proben ihrer Fähigkeiten ablegen, und derjenige, welcher dann die besten Proben abgelegt hatte, wurde von dem Pfarrer erwehlt, und vom Amtmann bestättiget.

III.11.b Wie heißt er?

Johann Sammuel Boschung.

III.11.c Wo ist er her?

Von Abländschen

III.11.d Wie alt?

Acht und Zwanzig Jahr alt.

III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?

Ja: Eine Frau, und zwey Kinder.

III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?

Neün Jahr; Jn hiesiger Gemeine aber erst seit einem Jahr, und vier Monaten

III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Schullehrer zu Wyler in der Kirchgemeind Uzistorf.

III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Der Schullehrer muß im Winter alle Vierzehen Tag eine Kinderlehre halten und da es die Gewohnheit in diesen Gegenden ist, daß man bey den Begräb- ||[Seite 5] nißen der Verstorbenen so genante Leichreden pflegt zu halten, so muß der Schullehrer selbige verrichten.

III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

176. ohne die Unterweisungs- Kinder.

III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

KNABEN 92. MÄDCHEN 84.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)

KNABEN 56. MÄDCHEN 46.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

Ja.

IV.13.b Wie stark ist er?

An Capital 370. Kronen

IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?

Da die Ausgaben für die jährlichen Unkösten des Kirchen- und Schulwesens, den Zins von obigem Capital sehr weit übersteigen, so wird von den Hausvätern zu dem Einkommen des Kirchen- und Schulfonds das nöthige Geld zusammen gelegt.

IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Der Schul- und Kirchenfond ist die gleiche Stifftung, die ihren eignen Verwalter hat aber mit dem Armengut ist er nicht vereiniget.

IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Es {ist} keines für den Schullehrer, aber zur Belohnung der fleißigen Schulkindern, sind geße gewiße Stifftungen, an Capital 167. kr. davon wird der Zins den Kindern alljährlich am Schul-Examen ausgetheilt. Es ||[Seite 6] Es wird aber noch zur Aufmunterung der fleisigen von der Gemeine etwas beygeschosen. Am lezten Examen wurde ihnen ausgetheilt
1.) an Zinsen von obigem Capital, 6 kr. 17. bz.
2.) an Zuschuß von der Gemeine, 6 kr. 6. bz.
Also zusammen 12 kr. 23 bz.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Es ist ein altes Haus, aber nicht baufällig, doch wäre etwas weniges daran zu Reparieren.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Es ist ein eigenes, zur Haltung der Schulen bestimmtes Gebäude, darin befindet sich eine Schulstube, zwo Wohnstuben, und noch andere Kommlichkeiten.

IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?

Nein.

IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?

Die Gemeine.

IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

An Geld 30. Kronen, an Getreide empfienge der Schullehrer von der alten Regierung zwey Mütt Dinkel aus dem Schloß Landshut, welches man aber vermuthlich nicht mehr beziehen kann Holz wird dem Schullehrer von der Gemeine ohnentgeltlich zum Haus geführt was {er} im ganzen Jahr für seine Haushaltung, und für die Heizung der Schulstube nöthig hat, der Schullehrer muß es aber im Wald, und bey seinem Hause hauen und zu Scheitern machen.

IV.16.B Aus welchen Quellen? aus

Aus folgenden Quellen

IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?

Nichts.

IV.16.B.b Schulgeldern?

||[Seite 7] Nichts.

IV.16.B.c Stiftungen?

Auch nichts.

IV.16.B.d Gemeindekassen?

Aus der Gemeinskaßen fließt auch nichts zum Einkommen des Schullehrers.

IV.16.B.e Kirchengütern?

Aus dem Kirchengut

IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?

und aus den zusammengelegten Geldern der Hausvätern fließt zum Einkommen des Schullehrers 30. kr.

IV.16.B.g Liegenden Gründen?

50 kr. Der Schullehrer hat namlich, ohngefehr 4 1/2 Jucharten Matt- und Akerland, wo er sich die nöthigen Früchte, und LebensMittel pflanzen, und eine S. V. Kuh halten kan.

IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)

Weil der Schul- und Kirchenfond das gleiche Gut ist, so ist diese Frag schon beantwortet.

Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Also getreülich, und so gut als möglich, die mir vorgelegten Fragen, über den Zustand der Schulen an jedem Orte, für die hiesige Schule beantwortet.
Gruß und Hochachtung
Bätterkinden den 6ten Merz 1799.
Der Schullehrer zu Bätterkinden
Johan Samuel Boschung

Zitierempfehlung: