Wattwil, Steintal, Schmidberg, Schönenberg, Scheftenau, Hummelwald, [Wattwilerberg] (Transkription Nr. 1194)

Schulorte: Wattwil, Steintal, Schmidberg, Schönenberg, Scheftenau, Hummelwald, [Wattwilerberg]
Konfession der Orte: gemischt konfessionell
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1458, fol. 279-281
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Säntis, Linth
Distrikt 1799: Lichtensteig, Neu St. Johann
Agentschaft 1799: Wattwil
Kirchgemeinde 1799: Wattwil , Wattwil
Ort/Herrschaft 1750: Fürstabtei St. Gallen
Kanton 2015: St. Gallen
Gemeinde 2015: Wattwil
In dieser Quelle werden folgende 7 Schulen erwähnt:

06.03.1799

BEANTWORTUNG der Fragen betreffend den Zustand der Schulen der Evangelischen Gemeine WATTWYL.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.

Die Evangelische Gemeine Wattwyl, die gröste im Toggenburg ist in 7ben Bezirke abgetheilt, von welchen jeder seine eigene Schule hat. WattwylSteinthal Wattwyler-BergHummelwaldSchmidberg SchefftenauSchönenbergn.

I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Wattwyl ist ein DorfDie Häüser in den übrigen Bezirken machen ein weniger zusamenhängendes Ganze aus, und sind mehrentheils zerstreüt

I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?

Diese 7ben Bezirke machen zusamen eine Kirchengemeine aus.

I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?

Zum Distrikt Lichtensteig

I.1.e In welchen Kanton gehörig?

Zum Canton Sentis. Nota. Die Bezirke Schmidberg, Schefftenau, und Schönenberg gehören zum Distrikt Neü St: Johann im Canton Lint.

I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

a. Wattwyl. mit den zu dieser Schule gehörenden nähern oder entferntern Häüsern. Jnnerhalb des Umkreises der 1sten Viertelstunde liegen 67, und der 2ten 32 Häüser.
b. Steinthal Jnnerhalb des Umkreises der 1sten Viertelstunde liegen 35, der 2ten 21, der 3ten 9, und der 4ten 3 Häüser.
c. Wattwyler-Berg. Jnnerhalb des Umkreises der 1sten Viertelstunde liegen 35, und der 2ten eben so viele Häüser.
||[Seite 2] d. Hummelwald Jnnerhalb des Umkreises der 1sten Viertelstunde liegen 34, der 2ten 54, und der 3ten 16 Häüser.
e. Scheftenau. Dieser Bezirk enthaltet im Umkeis nur eine kleine Viertelstunde, und hat 29 Häüser.
Nota. Dieser Bezirk hat keinen eigenen Schullehrer. Der Schullehrer in dem angrenzenden Bezirk Schönenberg haltet hier gewöhnlich zur Herbstzeit 8-10 Wochen Schule.

f. Schönenberg. Jnnerhalb des Umkreises der 1sten Viertelstunde liegen 44 und der 2ten 26. Häüser.

I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.

Die entlegensten im Schulbezirk Wattwyl haben 3/4 Stunde im Steinthal 1 Stunde — im Wattwylerberg 1/2 Stunde. im Hummelwald 3/4 Stunde — im Schmidberg 1/2 Stunde. im Scheftenau 1/4 Stunde — im Schönenberg 1/2 Stunde bis zur Schule.

I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.

Die Anzahl der Schulkinder, die daher kommen, ist sehr gering — Die rechtschaffenen Elltern schikken ihre Kinder in die näher gelegenen Schulen, und die Leichtsinnigen in gar keine, und schüzzen — wenn mann sie zur Beschulung ihrer Kinder anhalten will, ihre alzuweite Entfernung von dem Schulhaus vor.

I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.

Lichtensteig — Crynau — Cappel — Hemberg

I.4.b Die Entfernung eines jeden.

Erstere ist vom Schulhaus im Dorf 1/2 Stunde, und vom Schulhaus im Steinthal 3/4 Stunde entfernt — Die in diesen beyden Schulbezirken entlegenern Kinder haben viel näher auf Lichtensteig. und besuchen daher mehrentheils die dortige Schule. Die zweyte ist vom Schulhaus im Dorf. 1 Stunde, und vom Schulhaus im Steinthal 3/4 Stunde entfernt — Diese Schule wird ungeachtet die entferntesten Häüser des lezteren Bezirks nicht mehr als eine Viertelstunde von ihr entlegen sind, so viel mir im Wißen ist, von keinen Kindern unserer Gemeine besucht. Die 3te ist vom Schulhaus im Dorf 1 Sund vom Schulhaus im Hummelwald 1 Stundvom Schulhaus auf dem Schmidberg 1/2 Stundevom Scheftenau 1/2 Stunde ||[Seite 3] vom Schönenberg 3/4 Stunde, und die 4te und lezte vom Schulhaus im Wattwylerberg eine Stunde entfernt — Jn diese 2 lezteren Schulen gehen ebenfals keine unserer Kinder.

II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?

Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen.

II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schulen werden nur im Sommer gehallten, nemmen im Aprill den Anfang, bleiben über die Heüerndtezeit eingestellt, und werden gewöhnlich im Herbstmonat wider geschloßen. Nur die Dorf-Schule währt das ganze Jahr hindurch.

II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?

Der Zürcherische Catechismus — Hübners biblische Historien

II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Jeder Schüler oder Schülerin hat seine Vorschrift, enthaltend z B. einen Bibel oder Sittenspruch.

II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?

6 Stunden 3 am Morgen und 3 am Abend.

II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Nein!
Nota. Claßifikation ist wesentliches Bedürfnis einer jeden wohleingerichteten Schul Anstalt — Wie kan und soll der Zwek derselben erreicht werden, wenn oft 70-80 Kinder, wie dies im Sommer wirklich der Fall bey unserer Dorf-Schule ist ohne alle Rüksicht auf die Verschiedenheit ihres Alters, und ihrer Vorkentniße alle an einer und eben derselben Stunde Antheil nemmen — Wie soll der Lehrer, gesezt auch, daß er ausgezeichnete pädagogische Kentniße, allen Kindern auf einmal alles werden?

III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

Pfarrer und Stillstand nach einer vorher angestellten Prüfung.

III.11.b Wie heißt er?

a. Die Dorf-Schule ist dermalen vacant. Provisorisch gibt Schule der Schullehrer ab dem Schmid berg.
b. Der Schullehrer im Steinthal ist B. Johannes abderhalden. von daher. Bapt. den 13ten Martis. 1764. hat 3 noch unerzogene Kinder, ist 10 Jahre lang Schullehrer. Seine Beschäftigung, so wie die der übrigen Schullehrer neben der Schulzeit ist der Landbau und das Weben
||[Seite 4] c. Der Schullehrer im Wattwylerberg ist B. Rudolf Hilpertshauser von daher. Bapt. den 29ten Septbr. 1737 hat eine verheirathete Tochter, und ist 22 Jahre lang Schullehrer.
d. Die Schule im Hummelwald ist vacant.
e. Der Schullehrer auf dem Schmidberg ist B. Stephan Cappler von daher Bapt. den 22ten Dec. 1746. hat 2 Erwachsene Kinder. 1 Sohn und 1 Tochter, und ist 33 Jahre lang Schullehrer.
Nota Billig muß ich diesem Mann, der nach der bisherigen dürftigen und mangelhaften Lehr Methode allen übrigen Schullehrern als ein Muster der Nachahmung vorgestelt zu werden verdiente, der von Natur viele pädagogischen Talente besizt, und in der treüsten Anwendung derselben vor der Zeit grau geworden — alles Lob ertheilen. Die Reinheit seines moralischen Carakters — Die Güte seines Herzens sein ausdaurender Eifer im Erziehungsgeschäft, dem er sich ausschließlich widmet, und mit der möglichsten Wärme der Seele ergeben ist, machen ihn der Achtung jedes Rechtschaffenen würdig.
f. Der Schullehrer im Schönenberg ist B. Ulrich Zuber von daher. Bapt. den 18. Octobr. 1736. hat 2en Frauen 6 Kinder — die alle erwachsen sind, und ist 43 Jahre lang Schullehrer.

III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?
III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)

a. Wattwyl. a. Jm Winter 60 Kinder 35 Knaben. 25 Mädchen. b. Jm Sommer. 70 Kinder 40 Knaben. 30. Mädchen.
b. Jm Steinthal. Jm Sommer. 40 Kinder 20. Knaben. 20. Mädchen.
c. Wattwyler Berg. 60 Kinder 30. Knaben. 30. Mädchen.
d. Hummelwald. 50 Kinder 20 Knaben. 30. Mädchen.
e. Schmidberg. 60. Kinder 30 Knaben. 30 Mädchen.
f. Scheftenau. 24. Kinder 10. Knaben. 14. Mädchen.
g. Schönenberg. 50. Kinder 27 Knaben. 23. Mädchen.

III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?

||[Seite 5] der hiesige Schulfond ist mit dem Armengut vereinigt, und belauft sich auf fl. 2000. Aus demselben werden den armen Schulkindern die nöthigen Schulbücher angeschaft, und der Schullohn bezahlt.

IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Vom Kind wochentlich 6 Kreüzer. und das macht die ganze Besoldung unserer Schullehrer aus.

IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?

Schulhäüser haben wir keine. Jeder Schullehrer haltet die Schule in seinem eigenen Haus.

IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

J.J. Belardt. Pfr.
Wattwyl am 6ten Martis. 1799.

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