Oberhelfenschwil, Wasserfluh (Transkription Nr. 1189)

Schulorte: Oberhelfenschwil, Wasserfluh
Konfession der Orte: gemischt konfessionell
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1458, fol. 282-283
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Säntis
Distrikt 1799: Lichtensteig
Agentschaft 1799: Oberhelfenschwil
Kirchgemeinde 1799: Oberhelfenschwil
Ort/Herrschaft 1750: Fürstabtei St. Gallen
Kanton 2015: St. Gallen
Gemeinde 2015: Oberhelfenschwil
In dieser Quelle werden folgende 2 Schulen erwähnt:

Beantwortung der Fragen über den Zustand der Schulen an jedem ort.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?
II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?
II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?
II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?
II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?
II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?
III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?
III.11.b Wie heißt er?
III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?
III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

Es ist in hiesiger Gemeine noch eine Schuhl — eine stunde vom dorf, waßerfloh genannt, ist ein Zerstreüter ort, doch hat kein Kind nur eine viertelstunde weit zur Schule, ausgenommen die 2. Berg gegenden, ober und unter Scharten. in dießer Schul lernen die Kinder lesen, schreiben und singen — dieße Schuhl bestehet erst ohngefehr 40. jahre, aus hiesigem Schulfond hat man zu errichtung dießer Berg-Schul 100. fl. gegeben die dasigen Bewohner vermehrten die Summa, u: durch vermächtniße ist noch mehr darzu gekommen, so daß jez alle jahre 8-10. wochen d. Schule gehalten werden kan — der Schulmeister hält die Schul in seinem Hauße — hat gewöhnlich 30-40. schüler, oft noch mehr, denn gewöhnlich kommen auch aus der benachbarten Gemeine Brunnaderen 6-8. kinder, dieße müßen wochentlich 4 xr. bezahlen — aus dem Schulfond, der etwa 400. fl. vermag, erhält der Schulmeister wochentlich 2. fl., ehedem hatte er nur 1. fl. 30. xr. erhalten — die Schul wird immer anfangs des winters, im winter u: christmonat gehalten der Schulmeister, der auch zu waßerfloh wohnet, Johannes Grob ist ein Vatter von 6. Kinderen, ist daneben ein Baur, der Güter und vieh hat, und noch überdas ein weber — schon etwa 30. jahre ist er Schulmeister, jährlich wird er von dasiger #Gegne## aufs neüe erwehlt, gegenwertig hält er Schul in Brunnaderen

Unterschrift
Fliesstextantworten
Lokal

Helfenschweil — ist ein dorf, und macht mit anderen darzu gehörenden ortschaften eine eigne Gemeine aus — hat einen eignen Agenten gehöret zum District Liechtensteg — und zum Canton Sentis.
Die hiesigen Bewohner leben wie durchgehends im Toggenburg zerstreüt — bald jeder wohnet auf seinen Gütteren — es sind daher mehrere haüßer u: Höfe in der Nähe des dorfs, die keine viertelstunde entfernet sind — Högg, Berlig, waid, Gaden, Rorgarten, Altegg, Niderholz — machen 12. haüßer aus, aus denselben besuchen 14. Kinder die Schuhle — im umkreis der nächsten viertelstunde liegen Hinterhögg, 1. hauß, Fyberg hat 6. haüßer, Mezweil 4. haüßer, Rennen 3. haüßer, Schopfen 1. hauß, winzlisau 1. hauß. zusammen 16. haüßer — im umkreis der 2ten viertelstund oder einer halben stund vom dorf liegen Schwanden samt Graben, enthält 7. haüßer — wigetshof samt Eüelloch und witenberg hat 14 haüßer — Nekerthal 14. haüßer — von dießen gegenden könnten mehr als 40. Kinder die Schuhle besuchen, wird aber wegen Armuth und Nachläßigkeit der Elteren nur von wenigen besucht auch aus dem umkreis der 1sten viertelstunde, wo freylich wenigere Kinder sind, besuchen nur wenige die Schule im umkreis von 3. viertelstunden ist utenweil hat 4. haüßer, Brugg 2. haüßer, Berg, 1. hauß, Brüggli 2. haüßer — auch daher kommen wenige Kinder in hiesige Schuhle — die von utenweil besuchen zwar so wie die von Schwanden die Schule zu waßerfloh. im bezirk von einer Stunde ligen Blatten, nahe bey Liechtensteg, hat 4. haüßer, Hof noch näher bey Lichtensteg 3. haüßer, Lederbach allernächst bey Liechtensteg {1. hauß} — die Kinder dießer Gegenden besuchen die Schule in Liechtensteg, genießen auch allda den öfentlichen und privat unterricht. im ganzen besuchen die hiesige Schule 40. 50. auch schon bis auf 70. Kinder, am zahlreichsten wird Sie besucht von den Kinderen im dorf und den in der nähe des dorfs wohnenden Kinderen.
die benachbarten Schulen sind Ganderschweil, hätt jede Gegen unserer Gemeine hätte aber eine Stunde bis dahin — Mogelsperg, es ist keine Gegen unserer Gemeine, die dahin näher hätte Brunnaderen, dahin hätten die Kinder im Nekerthal, Brugg, Brüggli, Berg, näher als nach Helfenschweil allein es wird nicht oft in Brunnaderen Schul gehalten, würklich haben Sie keinen Schulmeister, der, so dato daselbs Schul hält, ist von Helfenschweil, u: endlich die Schuhl in Liechtensteg, die würklich wie oben verdeütet, von Kinderen aus hiesiger Gemeine besucht wird — utenweil hätte auch näher nach Liechtensteg, allein sie gehen gewöhnlich nach waßerfloh.

Unterricht

||[Seite 2] Jn hiesiger dorf Schul lernen die Kinder lesen, schreiben, {rechnen,} singen — Psalmen und Lieder — auch die latinische Sprache, darum muß der Praeceptor ein Geistlicher seyn — 3. benachbarte Gemeinden, Mogelsperg, Brunnaderen und Ganderschweil haben auch das Recht, Knaben in die hiesige latin -Schul zu schiken. die Schul wird das ganze jahr gehalten, nur in Heuedtstagen sind 6. wochen Ferien, doch das hanget von der willkühr der von der Gemeinde gesezten Schul pflegeren ab.
die gewöhnlichen Schulbücher sind — Nammenbüchli, Lehrmeister, Zeügnuß, Testament, Stapfers Grundlegung etc. nun werden auch die Decret von Lucern, die in der Kirche verlesen werden, in der Schul besonders den Knaben zu lesen gegeben, damit sie theils mit der neüen Ordnung selbs immer bekannter werden, theils auch allerley fremde wörter aussprechen und verstehen lernen — jeder Schüler und Schülerin hat seine eigene längere oder kürzere vorschrift, enthaltend einen Sittenspruch, oder eine Stelle aus einem Gellertschen Lied, oder auch paßende Bibelsprüche — dieße vorschriften werden oft gewechselt, und alle Monat neüe gemachet.
die Schule dauret täglich 6. stunden, Morgens von 8- bis 11 — und Mittags von 1-4. uhr. die Schulkinder sind nicht in Classen eingetheilt, doch sizen sie besonders.

Personal

der jezige Praeceptor ist B. Joh. Heinrich Schweizer, ein toggenb. gebürtig von Peterzell — wird von der Gemeinde erwehlt, so wie alle Schulmeister im ganzen Toggenburg — Er ist über 30. jahre alt Hat keine eigenen aber 2. Stief Kinder von seiner Frau — ist bereits XI. jahr Praeceptor so bald er von der Universitet in Basel zurük kame, ward er erwehlt neben seinen Schularbeiten läßt Er sich als ein fähiger und sehr patriotisch gesinnter Mann auch zu politischen geschäften brauchen, und hilft in Commissariaten und Municipalitets geschäften, daneben ist er auch ein Mitglied der Lese Gesellschaft in wattweil.
die Schule wird je nach Beschaffenheit der jahrs Zeiten ungleich besucht die kleinste Zahl ist 30. — oft 40. 50. bis auf 70. Kinder — die einten Kinder, deren Elteren viel güter haben, kommen fleißiger im winter andere im Sommer — die Zahl der Schüler u: Schülerinnen ist ohngefehr gleich.

Oekonomie

der Schulfond bestehet aus 5900. fl. und ist ein eigener Fond daraus aber wird nicht nur der Praeceptor bezahlet — sonder es wird auch daraus die Feürsprize, u: Sprize haüschen unterhalten — item jährlich den Schüzeren 5. fl. dem Pfarrer u: 4. Schulverordneten, jedem alle 2. jahre, wenn Rechnung abgelegt wird, 4. fl. den armen Schulkinderen werden gratj die nöthigen Schul u: Kirchen bücher gegeben auch den erwachsenen werden gebätt bücher zwar nicht ganz gratj gegeben doch einem jeden, der sich meldet, 24 xr. daraus gegeben — endlich werden wird alle jahre einige wochen lang Brod unter die armen Schulkinder ausgetheilt — und denn wird die Schul am haüffigsten besucht so reich also der Schulfond ist so gibts doch mir kein überschuß.
||[Seite 3] Die Kinder bezahlen keinen heller — das Schulhauß, das der Praceptor bewohnet, und nebst seinem Garten auch aus dem Schulfond unterhalten wird, ist in gutem Stand — es ist zwar nur eine aber geraümige Schulstube Doch die Famille des Praeceptors hab hat ihre eigenen Zimmer.
der Praeceptor erhält jährlich 200. fl. R.V. und noch 10. fl. um die Schulstube zu wärmen — auch empfangt er an fleisch und Obs einiche unbedeütende Beneficia oder Geschenke — holz muß er selbs anschaffen

Zitierempfehlung: