Herisau (Transkription Nr. 1174)

Schulort: Herisau
Konfession des Orts: reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1458, fol. 257-258
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Säntis
Distrikt 1799: Herisau
Agentschaft 1799:
Kirchgemeinde 1799: Herisau
Ort/Herrschaft 1750: Appenzell Ausserrhoden
Kanton 2015: Appenzell Ausserrhoden
Gemeinde 2015: Herisau
In dieser Quelle wird folgende Schule erwähnt:
  • Herisau, 1. Privatschule (Niedere Schule, reformiert)

Beantwortung der Fragen über den Zustand meiner Privatschule.

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1 Name des Ortes, wo die Schule ist.
I.1.a Ist es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?
I.1.b Ist es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.c Zu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?
I.1.d In welchem Distrikt?
I.1.e In welchen Kanton gehörig?
I.2 Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.
I.3 Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.a Zu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.b die Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4 Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.a Ihre Namen.
I.4.b Die Entfernung eines jeden.
II. Unterricht.
II.5 Was wird in der Schule gelehrt?
II.6 Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?
II.7 Schulbücher, welche sind eingeführt?
II.8 Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?
II.9 Wie lange dauert täglich die Schule?
II.10 Sind die Kinder in Klassen geteilt?
III. Personal-Verhältnisse.
III.11 Schullehrer.
III.11.a Wer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?
III.11.b Wie heißt er?
III.11.c Wo ist er her?
III.11.d Wie alt?
III.11.e Hat er Familie? Wie viele Kinder?
III.11.f Wie lang ist er Schullehrer?
III.11.g Wo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?
III.11.h Hat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?
III.12 Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?
III.12.a Im Winter. (Knaben/Mädchen)
III.12.b Im Sommer. (Knaben/Mädchen)
IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13 Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.a Ist dergleichen vorhanden?
IV.13.b Wie stark ist er?
IV.13.c Woher fließen seine Einkünfte?
IV.13.d Ist er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?
IV.14 Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?
IV.15 Schulhaus.
IV.15.a Dessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.b Oder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?
IV.15.c Oder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.d Wer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16 Einkommen des Schullehrers.
IV.16.A An Geld, Getreide, Wein, Holz etc.
IV.16.B Aus welchen Quellen? aus
IV.16.B.a abgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.b Schulgeldern?
IV.16.B.c Stiftungen?
IV.16.B.d Gemeindekassen?
IV.16.B.e Kirchengütern?
IV.16.B.f Zusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.g Liegenden Gründen?
IV.16.B.h Fonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers
Unterschrift

Herrisau 21.Horn.1799.
Johannes Graf, Cand. u. Jugendlehrer.

Fliesstextantworten
Lokal

Meine Privatschule ist im Flecken Herrisau des Kantons Säntis.
Meine Schüler sind alle im Flecken.
Die nächste Schule von der Art ist 1 Stunde von hier in Schwellbrunnen {im Pfarrhause} oder 2 Stunden von hier in St Gallen.

Unterricht

Was in meiner Schule gelehret wird, ist in der Beylage, die ich dem Bürger Präsidenten der Verwaltungskammer in St Gallen auch übergeben habe.
Meine Schulbücher sind.
Jm Deutschen: Gottscheds, Adelungs, Meidingers Sprachlehren. Campe, Gellerts, Geßners & #Merbe.##
Jm Lateinischen. Langens & lat Grammatik. Esmarchs Speccius, Goedike lat Lesebuch Cornelius Nepos, Quintus Curtius, Julius Caesar Phaedri fabulae, Virgilii Opera.
Jm Französischen Meidingers Grammaire, Ebendeßelben: Angenehme Unterhaltungen etc. Meyniers lehrreiche Aufgaben, M. Beaumont Magasin des enfans, Les aventures de Telemaqe de Fenelon, Les oeuvres de Moliere. Fables choisies dela Fontaine
|| [Seite 2] Jm Jtaliänischen Veneroni, Meidingers italiänischen Grammatiken, Commedie di Goldoni le avventure di Telemaco, Galatia di Florian Opere drammatiche di Metastasio.
Jm Griechischen: die Hällische und Trendelnburgische Grammatiken, griechisch neu Teastament Gesners Chrestemathia graeca, Goedike griechisches Lesebuch
Jn der Religion: Unterweisung zur Gottseligkeit nach der Lehre Jesu, Bibel vorzüglich das neue Testament übersetzt von Stolz.
Naturlehre und Naturgeschichte: Eberts Naturlehre und Geschichte, Linne Natursystem, Sukows Minerologie &
Geographie: englische Lehrmeister, Rafs und Fabri Geographie.
Rechnen: Girtanners Lehren der Rechenkunst.
Jch halte meine Schule das ganze Jahr und täglich von 9-12 und 1-4. Uhr, in den übrigen Stunden gebe ich Privatunterricht und gehe auch in die Häuser.

Personal

Jch bin von einigen hiesigen Familien nach Herrisau berufen worden. Mein Namen: Johan. Graf Minist. Cand. bin von Heiden, des Distrikts Wald oder Heiden im Kanton Säntis, gebürtig 58 Jahre alt, habe 2 Söhne (von denen der ältere erwachsen und bey mir im Deutschen, Französischen Jtaliänischen und Rechnen Unterricht giebt) und eine Tochter, ich bin Wittwer, und Schullehrer von 1763 bis 1799. nemlich von 1763 bis 1777 im Seminarium zu Haldensten und Phylantropia zu Marschlins in Bündten; von 1777 bis 1782 in Trogen im Distrikt Teufen und von 1782. bis ||[Seite 3] bis jetzt 1799 hier in Herrisau. Die Bürger Directoren Legrand, Delaharpe und andere mehrere im gesetzgebenden Chor sind auch von meinen Zöglingen gewesen. Neben meiner Schule sind Lectur, Alpenreislein auf unser Säntisergebirg, Naturliensammeln und der Anbau eines Kraut, und Blumengärtchens meine Verrichtungen oder Erholungen.
Die Anzahl meiner Schüler war im letzten unruhigen und verwirrten Jahre kaum 1. Dutzend Knaben, jtzt ist sie 16, darunter 5: Töchter sind. Neben diesen Lehrstunden in meiner Wohnung gebe ich noch 1. Paar Stunden in Sprachen Untericht in Bürgershäusern z. B. bey Bürger Distriktsstatthalter Meyer und Bürger Altstatthalter Wetter allhier

Oekonomie

Schulfond ist für mich keiner. Die Aeltern der in meine Wohnung kommender Kinder bezahlen mir monatlich
für 1. Stunde täglich fl. 1. Reichsvalut p 2. Stunden täglich fl. 2. p 4. Stunden täglich fl. 3.
Gehe ich täglich 1. Stunde in ihr Haus so bezahlen sie mir monatich fl. 2. 45 xr. Meine Accidenzien sind von den meisten Geld oder Kleidungsstücke als Neujahrsgeschenke. Der Verkauf meiner Naturalien belohnet die Mühe und Unkosten die ich darauf verwenden muß, schlecht. Meine Wohnung habe ich um einen jährlichen Hauszins.
Doppelt nachtheilig ist es, daß einige Aeltern an Feste und lustigen Tagen ihre Kinder bey Hause lassen 1-4. Wochen, und dem Schullehrer den Schullohn abziehen.

Zitierempfehlung: