Dr. phil. Peter O. Büttner

Doktorand von 2009 bis 2012
Email: 
pe_buettner@hotmail.com
Web: 
http://www.wehrhahn-verlag.de/index.php?section=&subsection=details&id=990

Peter O. Büttner, Magister-Studium der Germanistik und Psychoanalyse an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach dem Studium Kurator der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlößchen. 2009-2012 Doktorand an der Universität Zürich und wissenschaftlicher Mitarbeiter am SNF-Projekt „Das Niedere Schulwesen in der Schweiz am Ende der Frühen Neuzeit. Edition und Auswertung der Stapfer-Enquête von 1799." 2013 Promotion am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich. 2014-2015 Lehr- und Forschungsaufenthalte in China (Peking) und Estland (Tallinn). 2015 erschien die Monographie Schreiben lehren um 1800 bei Wehrhahn in Hannover.

 

Abstract der Dissertation: 

Das Untersuchungsobjekt dieser Arbeit betrifft die Kulturtechnik Schreiben am Ende der Frühen Neuzeit. Ihre kulturhistorische Darstellung wird ermöglicht durch den Informationsreichtum der Stapfer-Enquête von 1799. Aus ihren professionellen Fragen und individuell gefärbten Antworten, Schlussfolgerungen und Ergebnissen entsteht so etwas wie die Momentaufnahme einer vergangenen Schreibkultur. Im Zentrum der Untersuchung stehen die angewandten Schreibmethoden und Vermittlungspraktiken, die Schreibkenntnisse der Lehrer, Pfarrer und der Kinder, die Schreibmaterialien und Lehrmittel sowie die Schreibvorschriften. Mit diesen Fragen hat sich die historische Bildungsforschung zwar immer wieder beschäftigt, aber eine fundierte Beantwortung der Frage, wie der elementare Schreibunterricht im 18. Jahrhundert in der Praxis durchgeführt wurde, steht bis heute aus. Experten mutmaßen irrtümlicherweise noch heute, dass der Schreibunterricht im 18. Jahrhundert keine besondere Beachtung erfahren hatte. Die Forschung ist über die Ansicht, dass der schulische Schreibunterricht mehr eine Art Zeichen- bzw. Kopierunterricht war, nicht hinausgekommen. Bis heute ist es ihr nicht überzeugend gelungen darzustellen, wieviel Raum der Schreibunterricht in den Schulen um 1800 einnahm und welche Bildungsziele überhaupt verfolgt wurden. Trotz ausführlicher Antworten mancher Lehrer bleiben gewisse Sachverhalte in der Schwebe, unausgesprochen oder unterdrückt. Diese lassen sich rückblickend nur dann rekonstruieren, verstehen und interpretieren, wenn der europäische Schreibdiskurs in die Analyse mit einbezogen wird, der die Quelle in ihrem historischen Umfeld erst verhandelt. Durch ihn wird offenbar, ob das deutschsprachige Schulwesen am Ende der frühen Neuzeit in Begriff war eine Epochenschwelle zu überschreiten oder ob diese sich als längst überschritten erwies.